Hilfe, schon wieder penetriert „Last Christmas“ von Wham! meine Ohren – geh weg damit, das ist ja nicht zum aushalten. Ach du liebes bisschen, wird man denn nie von Mariah Careys „All I Want for Christmas Is You“ verschont? Oh Gott, Melanie Thorntons „Wonderful Dream (Holidays Are Coming)“ – eher ein Werbelied eines weltbekannten Limonadenherstellers denn ein Weihnachtslied – bringt mich noch um den Verstand! Warum nur wollen die Radiostationen mit aller Gewalt versuchen, mir mit fiesen Popelaborationen in Dauerschleife den Advent zu versauen? Wer so denkt, dem kann mit unkonventionellen Weihnachtsliedern geholfen werden.
Und das tun wir! Mit adventlichem Liedgut, welches ohne Weichspülcharakter die Vorweihnachtszeit ein bisschen rockiger, ein bisschen alternativer, ein bisschen punkiger, ein bisschen metallischer macht. Alles ohne viel Worte oder Brimborium, einfach kurz und knackig. Eine Ausnahme eines melancholischen Weihnachtsliedes allerdings muss sein: „Fairytale of New York“ von The Pogues und Kirsty MacColl, welches ein Bild von Weihnachten jenseits von Friede, Freude und Lebkuchen zeichnet. (Bild: Screenshot aus dem Video von Corey Taylor – X-M@$)
1. Bad Religion – What Child is this? (nach einem Gedicht von William Chatterton Dix)
Der Song ist einer von neun der Bad-Religion-EP „Christmas Songs“ aus dem Jahre 2013. Außer Coverversionen bekannter, traditioneller und kirchlicher Weihnachtslieder ist darauf ein Remix von „American Jesus“, welcher sich allerdings unadventlich nahe am Original bewegt.
2. The Celibate Rifles – Merry Xmas Blues
Weihnachten ohne Minusgrade und wenn die Sonne scheint, mitten im Sommer: So geht’s auf der anderen Seite des Globus‘, in Australien, der Heimat der Celibate Rifles. Der punkig angehauchte Alternativerocktitel befindet sich auf der Compilation „Platters du Jour“ aus dem Jahre 1990.
3. Corey Taylor – X-M@$
Der Frontmann von Slipknot und Stone Sour lässt kaum ein gutes Haar an Weihnachten in seiner heutigen und konsumfreudigen Ausprägung. Und macht 2010 klar, dass man die fiese Zeit am besten betrunken übersteht.
4. Dropkick Murphys – The Season’s upon us
„Es gibt genug zeitlose Weihnachtsklassiker. Es fehlen allerdings welche für den armen Depp, der alles verlor und keine, oder schlimmer noch, eine riesige Familie hat, in der einer furchtbarer als der andere ist“, erläutert Sänger Ken Casey das Lied von dem Album „Signed and Sealed in Blood“.
5. The Kinks – Father Christmas
Manche Kinder wünschen sich lieber Geld für ihre armen Familien, einen Job für den Dad und ein Maschinengewehr, mit dem sie anderen Angst einflößen können, anstatt blödes Spielzeug. Und haben auch keine Skrupel, den Nikolaus zu überfallen und ihm Prügel anzudrohen. So singen die Kinks 1977.
6. Lacuna Coil – Naughty Christmas
Tja, wenn man als Kind unartig war, dann bringt halt nicht der herzensgute Nikolaus die schönen Geschenke, sondern der Krampus – der furchtbare Begleiter des Nikolaus, eine Schreckensgestalt – gibt einem ordentlich Saures, aber so richtig. Machen zumindest Lacuna Coil 2016 glauben.
7. NOFX – Xmas has been X’ed
Dies ist ein Weihnachtslied, aber das letze Weihnachtslied – denn Weihnachten wird abgeschafft. Und zwar weil man herausfand, dass Jesus nie lebte. Das hat nicht nur auf das Christentum Einfluss, auch alle anderen Religionen stehen Kopf. So zumindest propagieren es die US-Punks NOFX auf einer Single aus dem Jahr 2013.
8. Ramones – Merry Christmas (I Don’t Wanna Fight Tonight)
Auch Punks wollen ab und an ein friedfertiges Weihnachtsfest feiern. Man kann sich ja schließlich nicht ständig in der Wolle haben. Und deswegen bauen die Ramones 1987 darauf, wenigsten einige Tage lang das Kriegsbeil begraben zu wissen.
9. The Vibrators – I hate Xmas
Beschissene Geschenke, so wie jedes Jahr, dazu dann noch der Familienhorror, und dann keiner, der einen aus dieser Weihnachtskatasrophe rettet – die Londoner Punks machen es auf der Single aus dem Jahr 2000 kurz und knapp ganz deutlich: sie hassen Weihnachten.
10. The Vandals – Oi to the World
Zwischen den sich hassenden Punks um Haji und den Skins um Trevor kommt es zu einer wüsten Schlägerei. Beide werden schwer verletzt, am Ende rettet Haji jedoch Trevors Leben und sie gehen zusammen einen heben. Der Schlachtruf „Oi“ ist für jeden da, kann von keinem vereinnahmt werden. Der Song ist auf dem Album „Christmas with the Vandals“ aus dem Jahr 1996.
11. The Pogues und Kirsty MacColl – Fairytale Of New York
Veröffentlicht im November 1987 als Single und Anfang 1988 auf dem Album „If I Should Fall from Grace with God“ hat sich das musikalische Zwiegespräch zweier verlorener Seelen längst zu einem der beliebtesten Weihnachtslieder Großbritanniens entwickelt.