Ja, leck mich am Arsch, was ist denn da bloß am Mittwochabend im Kölner Gloria los? Wie kommt es, dass das mit 900 Personen ausverkaufte ehemalige Pornokino so außer Rand und Band ist? Wilder Pogo nonstop, Leute springen anderthalb Stunden lang ohne Unterlass tanzend durcheinander, Crowdsurfer tauchen ständig über den Köpfen der Meute auf, Stagediver entern die Bühne und springen hinein in die tobende Menge. Wer ist schuld an dieser Ausnahmesituation? Pascow sind’s!
Konzertfotos von Pascow im Gloria
Die Punkband aus dem Örtchen Gimbweiler in der Pfälzer Provinz macht auf ihrer Tournee zum siebten Studioalbum „Sieben“ am 5. April nämlich einen Stopp in der Domstadt. Und das Quartett schafft es spielend, das Gloria so dermaßen unter Strom zu setzen, dass so manch einem der Zuschauer in den hinteren und etwas ruhigeren Reihen der Mund vor Staunen offensteht. Vielen anderen allerdings nicht: extrem textsicher singen die Fans nicht nur die Refrains, sondern ganze Passagen der Songs mit.
Warten auf den Hexenkessel
Bevor es allerdings zum pascow’schen Hexenkessel kommt, nehmen Mobina Galore ihre Rolle als Anheizer erfolgreich an. Die beiden Kanadierinnen aus Winnipeg servieren einwandfreien und reduzierten Punk. Und das gar zweistimmig: Sowohl Jenna Priestner an der Gitarre als auch Schlagzeugerin Marcia Hanson teilen sich den Gesang quasi im Duett. Und nach dem Ende des Auftritts scheuen sich weder Priestner noch Hanson, auf der Bühne tätig zu werden und ihr Instrumentarium selbst abzubauen.
Während Mobina Galore abbauen, bauen Pascow auf und stimmen ihre Instrumente final. Das ist doch mal echtes „Selbst ist der Mann bzw. die Frau“. Und auch wirklich eher selten zu sehen – üblicherweise kommen Roadies und Stagehands zum Einsatz. Solch bodenständiges Vorgehen macht eine Band doch gleich noch mal viel sympathischer.
Zack, der Energieschalter ist umgelegt
Kurz darauf, und zwar genau in dem Moment, in dem das Intro von „Himmelhunde“ fetten Gitarrenriffs und Schlagzeugkrawall Platz macht, brechen vor der Bühne die Dämme. Das Publikum beginnt innerhalb von Sekundenbruchteilen zu toben, tanzen und zu pogen; quasi so, als hätte jemand den Energieschalter umgelegt. Offensichtlicher ist die Begeisterung für eine Punkband und deren Musik kaum zu spüren.
Konzertfotos von Pascow im Gloria
Im Angesicht dessen, was sich im Publikum abspielt, fällt es Sänger und Gitarrist Alexander Thomé sicherlich nicht schwer, sich mit „es ist so schön, zurück in Köln zu sein“ an die Kölner Fans zu wenden. Um das Tohuwabohu im Moshpit des Gloria dann allerdings nicht komplett eskalieren zu lassen, gibt Alex passend zu „Diene der Party“ einen fürsorglichen Hinweis, doch „für alle Platz zum Mittanzen zu machen“. Schließlich ist nicht ein jeder wie Superman oder Supergirl, um die Schleuderei in pogender Meute ohne Blessuren zu meistern.
Schweiß ohne Unterlass
Da geht dann auch schon mal eine Geldbörse verlustig, welche im „Fundbüro Pascow“ auf der Bühne gesichert wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach darf sie Sven, so der Name des Eigentümers, nach dem Ende des Auftritts am Verkaufsstand wieder ohne herbe Verluste in Empfang nehmen. Bis dahin jedoch muss er noch reichlich Schweiß im Gloria lassen – Schweiß, der sich aber wegen eines außergewöhnlich mitreißenden Konzertes lohnt. „Das war ein fantastischer Abend und Tag heute. Vielen Dank, dass wir hier sein durften“. Diesem Schlusskommentar Pascows über den Abstecher nach Köln muss unwidersprochen und ohne jede Einschränkung zugestimmt werden! (Fotos: Helmut Löwe)