Muss man nach über drei Dekaden Bandhistorie seinem Ruf folgen und es in Sachen Post-Hardcore oder Punk so richtig krachen lassen? Kann man, muss man aber nicht. Muss auch Hot Water Music nicht. Die Musiker können es nach 30 Jahren und nach bislang neun Studioalben auf ihrem neuen und zehnten Werk durchaus mal etwas gemächlicher angehen lassen. Und das tun Sänger Chuck Ragan und seine Kumpels auf „Vows“ auch.
Hot Water Music haben diesmal mehr Melodie und Melancholie im Fokus, als die Messlatte fürs Tempo hochzuhalten. Mit Hardcore und Punk hat dies dann nicht mehr so viel gemein, vielmehr mit kantigem Alternativerock. Die ach so typische Stimmung geht den Songs dennoch nicht verloren – dafür ist die Stimme Ragans einfach viel zu prägnant und einprägsam. Nicht immer – wenn Chris Cresswell und Chris Wollard den Gesang übernehmen, erhalten die Songs wie „Side of the Road“ oder „Chewing on Broken Glass“ eine andere Färbung.
Gäste? Bitte gerne!
An vielen Stellen haben sich Hot Water Music Unterstützung geholt. Diese zu finden, dürfte bei der Reputation der Musiker aus Gainsville in Florida sicherlich keinerlei Schwierigkeiten gegeben haben. Wer mischt mit? Dallas Green von City and Colour („After the Impossible“), Turnstile („Remnants“), Thrice („Fences“), Calling Hours („Wildfire“) sowie The Interrupters („Much Love“). Meist ist das Ergebnis der Zusammenarbeit sehr gut, manchmal nicht so ganz gelungen: „Much Love“ klingt, als hätte es doch etwas viel Seichtigkeit geschnuppert.
Das zehnte Studioalbum von Hot Water Music weiß an vielen Stellen mit tollen Tönen zu überzeugen, wie man sie von der Band erwartet. Wer allerdings hin und wieder einen Song mit viel Schmackes erwartet, der darf nicht enttäuscht sein, wenn dieser nicht erklingt. Könnte sich da stattdessen wohl Hörer an Hot Water Music erfreuen, welche dieser Band bislang weniger Beachtung schenkten? Live gibt’s Hot Water Music zum 30-Jährigen ebenfalls: Im November ist die Band zu neun Konzerten in Deutschland. (Foto: Jesse Korman)
„Vows“ von Hot Water Music hat zwölf Songs und kommt auf eine Laufzeit von 40:37 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label End Hits Records und im Vertrieb von Cargo und The Orchard.
Anspieltipps: Menace, Chewing on broken Glass, Fences
Hot Water Music im Winter 2024 live in Deutschland
07.11. – Münster, Skater’s Palace
08.11. – Hannover, Capitol
12.11. – Stuttgart, LKA Longhorn
13.11. – München, Muffathalle
15.11. – Leipzig, Felsenkeller
16.11. – Berlin, Huxley’s
21.11. – Hamburg, Grosse Freiheit
22.11. – Wiesbaden, Schlachthof
23.11. – Köln, Palladium