Wie liest man über Deep Purple bei Wikipedia? “Stil, der vom Klang der Hammond-Orgel, markanten Gitarrenriffs, Improvisation, treibender Rhythmusarbeit und markantem Gesang geprägt ist“. Das traf zu, als Deep Purple im Jahre 1968 begannen und ihre Hochzeit in den 70er Jahren hatten. Und das trifft genauso zu hier und jetzt, im Jahr 2024. Denn das 23. Studioalbum der britischen Hardrock-Ikonen glänzt mit genau jenen genannten Zutaten. „=1“, so der Name der neuen Platte Deep Purples, macht quasi von der ersten Sekunde an klar, dass hier Deep Purple am Werke und in ihrem musikalischen Universum zugange sind.
Dass die alten Hasen, Sänger Ian Gillan, Bassist Roger Glover, Schlagzeuger Ian Paice und Organist Don Airey, einmal mehr zeigen, wie gut sie ihr Handwerk beherrschen, erwartete man. Erstaunt und erfreut zugleich ist man allerdings darüber, wie ausgezeichnet sich der neue Gitarrist Simon McBride in das etablierte Bandgefüge einfindet. Der Ire, welcher den 2022 ausgeschiedenen langjährigen Gitarristen Steve Morse ersetzt, passt wie die Faust aufs Deep-Purple-Auge.
Das ist echt starker Stoff
Fans, die Deep Purple jüngst live sahen, konnten sich bereits davon überzeugen. Nun hört jeder andere ebenso, welchen Glücksgriff Deep Purple mit McBride taten. Seine starken Riffs prägen die Songs, ausgefuchste Soli lassen immer wieder aufhorchen. Man höre sich nur das Solo im Heavyrocker „A Bit on the Side“, im bluesigen „If I were you“ oder im swingenden „I’m saying Nothin’“ an: Wow! Das ist echt starker Stoff. Und McBrides „Duelle“ mit dem Meister an den Tasten, Airey, sind eine wahre Ohrenweide. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Genre die Lieder angesiedelt sind und welche Einflüsse die Kompositionen aufweisen.

Ob unprätentiöser Rock, klassischer Hardrock, Heavyrock, Elemente aus Jazz oder Swing oder Bluesklänge: McBride und seine vier Kollegen sind ein Team wie aus einem Guss! Die Beteiligung McBrides an den Kompositionen – bislang übernahm er ja „lediglich“ die Gitarrenarbeit seiner Vorgänger – tat dem Album zudem gut. „=1“ klingt keineswegs nach Musik alter Herren, der man versöhnlich den Stempel „gutes Alterswerk“ aufdrückt. Studiowerk Nummer 23 klingt ganz einfach nach sehr guter Rockmusik, nach etwas, das einfach mal Spaß macht.
Ein unbedingtes Muss
Und mit „Bleeding Obvious“ hat sich sogar ein echtes Meisterwerk mit progressiven Anklängen aufs Album geschlichen. Da haben sich Deep Purple den Höhepunkt mal wieder für den Schluss aufgespart. Für alle Fans von Deep Purple ist „=1“ ein unbedingtes Muss. Alle anderen Musikfans sollten in jedem Falle hineinhören – denn sie kommen damit in den Genuss von extrem gut gemachter und firlefanzloser Rockmusik, die ein echtes Hörerlebnis ist. (Foto: Jim Rakete)
„=1“ von Deep Purple hat mit 13 Liedern eine Spielzeit von 52:11 Minuten. Erschienen ist das Album bei EarMusic und wird vertrieben von Edel.
Anspieltipps. A Bit on the Side, Old-fangled Thing, Now you’re talkin‘, Bleeding obvious