Ausgegraben: The Cult – Dreamtime

Die Reihe “Ausgegraben” stellt in unregelmäßigen Abständen Scheiben vor, die es auch Jahre nach ihrer Veröffentlichung wert sind, nicht im Plattenschrank zu verstauben, sondern noch einmal gehört zu werden. Dieses Mal: The Cult, die auf „Dreamtime“ Post-Punk erbaulich mit indianischem Ambiente verquicken.

Ist die Platte „Dreamtime“ jetzt wirklich das Debüt der britischen Band The Cult? Auf der einen Seite: ja. Auf der anderen: nein. Hä, wieso das denn? Tja, wenn man sich The Cult in der Zusammensetzung und mit dem Bandnamen im Sommer 1984 betrachtet, ist die Bezeichnung Debüt für „Dreamtime“ eigentlich richtig. Eigentlich… Denn The Cult als Band, die alternative und gitarrenlastige Musik aus Großbritannien textlich und kompositorisch mit Einflüssen aus der Kultur der nordamerikanischen Indianer versieht, ist so gesehen nichts neues am Firmament des Rock. Warum?

Hat doch Bandkopf und Sänger Ian Astbury mit den beiden Vorgängerbands die Grundlagen für genau jene jetzige Truppe erst geschaffen. „The Southern Death Cult“ ist der erste Wurf Astburys im Jahre 1981: ein bisschen Post-Punk, etwas Gothic-Rock und indianische Motive und optische Gestaltung. EP, Singles und eine Kompilation gab es bis Frühjahr 1983, als der Bandname auf Death Cult gekürzt wurde und Gitarrist Billy Duffy und Bassist Jamie Stewart dazustießen. Ein Jahr später wurde aus Death Cult schließlich The Cult, Drummer Nigel Preston war dabei. Und mit diesen Vier wurde im Frühjahr „Dreamtime“ veröffentlicht.

Melancholisch ja, Gothic nein

Lag es am Namen „The Southern Death Cult“ oder „Death Cult“, dass die Band und deren Musik stets in die Gothic-Rock-Ecke gedrängt wurden? Die große Düsternis, die Gothic-Bands gemeinhin umgibt, vor allem auf der musikalischen Seite, kann man auf „Dreamtime“ nicht wirklich erkennen. Nun gut, Songs wie der Opener „Horse Nation“, der sich auch schon auf der einzigen von Death Cult veröffentlichten EP befand, haben eine deutlich melancholische Grundstruktur. „Spiritwalker“ oder „Dreamtime“ dagegen gehen ordentlich nach vorne ab, können gut und gerne als wuchtige Independentrocker – wenn man von der wenig fetten Produktion mal absieht – bezeichnet werden. Ein gefundenes Fressen für die Tanzflächen alternativer Diskotheken.

Deutlich getragener, fast schon hypnotisch wirkend, sind da „83rd Dream“ oder „Bad Medicine Waltz“. Wobei erster mit Tempiwechseln glänzt, zweiter durch die Stimme von Astbury wie eine musikalische Anklage erscheint. Anders als die originale Vinylscheibe weist die CD drei zusätzliche Titel auf. Unter diesen sticht „Ressurection Joe“ hervor. Ungewöhnlicher Rhythmus, perkussionsgetrieben, eine wabernde Gitarre, Pianoklänge im Hintergrund – kein Titel, der einfach mal so auf die Schnelle zu hören ist. „The Cults „Dreamtime“ ist fast schon Paradeexemplar alternativen Rocks und Post-Punks der 80er Jahre.

Die Scheibe erschien im September 1984 auf dem Label Beggars Banquet und hat eine Laufzeit von 37:15 Minuten. Die CD-Version mit drei Bonustiteln kommt auf 50: 44 Minuten. (Foto: Pressefoto)

Anspieltipps: Horse Nation, Spiritwalker, 83rd Dream, Ressurection Joe

www.facebook.com/officialcult

Songs:

01. Horse Nation
02. Spiritwalker
03. 83rd Dream
04. Butterflies
05. Go West
06. Gimmick
07. Flower in the Desert
08. Dreamtime
09. Rider in the Snow
10. Bad Medicine Waltz
11. Bone Bag (CD-Bonus)
12. Sea and Sky(CD-Bonus)
13. Resurrection Joe(CD-Bonus)

Musiker:

Ian Astbury – Gesang
Billy Duffy – Gitarre
Jamie Stewart – Bass
Nigel Preston – Schlagzeug