Lapko – „A New Bohemia“: Ich glaub, mich beißt ein Pferd

lapko_david-black_250x165Unbekannte sind Lapko nicht – zumindest in Finnland. In deutschen Landen haftet dem Trio aus dem finnischen Harjavalta dagegen eher der Status der Insider-Alternativerocker an. Und das, obwohl Sänger und Gitarrist Ville Malja, Bassist Anssi Nordberg und Drummer Janne Heikkonen mit der neuen Scheibe „A New Bohemia“ am 12. März bereits das vierte Album nach der Debütscheibe „The Arms“ aus dem Jahre 2004 veröffentlichen. Offenbar fehlt Lapko das notwendige Airplay in den großen Radiostationen der Republik; und dabei hätten sie jenes durchaus verdient, denn das, was Lapko musikalisch abliefern, ist von sehr guter Qualität.

In Anbetracht der drei hageren jungen Männer – ob sie zornig sind, sei dahingestellt – mag man zunächst gar nicht glauben, dass sie eine solch druckvolle Musik machen, die irgendwo zwischen Progressive Rock und Alternative mit Noise-Rock-Einschlag rangiert. Die Presseinfo des Labels Fullsteam Records spricht von „aggressiver Melancholie“, was es ziemlich genau auf den Punkt bringt: Über einem Bett aus wuchtigem Schlagzeug, drohendem Bass und satt-variierenden Gitarren thront auf „A New Bohemia“ der hohe, oft klagend wirkende Gesang Maljas. Wer diesen unbedingt mit Matthew Bellamys (Muse) oder Geddy Lees (Rush) Organ vergleichen will, liegt nicht falsch. Aber darüber hinaus ist der Sound Lapkos bei weitem nicht so exorbitant ausufernd produziert, wie bei jenen Bands, sondern klingt wesentlich rauer und ungeschliffener – aber immer kompakt und aus einem Guss.

Hören mit Aha-Erlebnis

lapko_newbohemia_180Der Opener „I don’t even kill“ weckt zwar Erinnerungen an die düster-romantischen And Also The Trees, der Song wird aber durch das stark treibende Schlagzeug und verzerrte Gitarren schwer in Richtung Tool’schen Prog-Rocks angeschoben. Und in diese Richtung, aber bei weitem nicht so metal-lastig, geht’s auf „A New Bohemia“ auch weiter. Ach ja, wer auf Wiedererkennung steht, wird auch bei „Summer Nights“ sein Aha-Erlebnis haben: Bei der Gitarrenhookline lässt „Goodbye Horses“ von Q Lazzarus grüßen. Woher man das kennt? Aus dem Soundtrack des Thrillers „Das Schweigen der Lämmer“. Das war’s aber auch schon mit den echten Déjà Vu-Erlebnissen. Man stellt sich zwar während des Hörens von „A New Bohemia“ zwar immer wieder mal die Frage, woher man das wohl kennen mag, aber man findet keine greifbaren Anhaltspunkte. Denn dafür klingen Lapko einfach zu individuell.

So hat die Singleauskopplung „I Shot The Sheriff“ auch wirklich nur den Titel mit Bob Marleys Reggaeklassiker gemeinsam, der Rest geht einen ganz und gar anderen Weg. Auf „A New Bohemia“ oder „Horse And Crow“ dominieren Noise-Rock-Elemente sowie druckvoller, drumlastiger Alternative, der immer wieder von langsamen Passagen unterbrochen wird. Auf „King & Queen“ geben Lapko richtig Gas, „Share Today“ wirkt in all seiner Heftigkeit dagegen immer elegisch. Einzelne Höhepunkte sind auf „A New Bohemia“, das trotz der häufigen Tempiwechsel in den Songs unheimlich dicht ist, schwer auszumachen. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn das Album ist in seiner Gesamtheit einfach gut. Schön, dass man das Ganze im März auch gleich live begutachten kann. (Bandfoto: David Black)

www.lapko.com

Lapko live in Deutschland im März 2010:

16.03. – Berlin, Magnet
17.03. – München, Backstage
18.03. – Köln, Underground
19.03. – Hamburg, Grüner Jäger

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