The Horsehead Union sind eine Band aus Südschweden, aus dem Landstrich, aus dem auch Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga stammt: Småland. Das war es allerdings auch schon mit der Gemeinsamkeit, denn The Horsehead Union fabrizieren keine Streiche, sondern waschechten Rock’n’Roll mit mächtig Tempo – wie sie auf ihrem gleichnamigen Debütalbum präsentieren.
Im Mailinterview gab Jonas Mattsson, Gitarrist der Truppe, bereitwillig Auskunft. Der Mann mit der Death-Metal-Vergangenheit plauderte über den Sängerwechsel in der Band, „Cowboy Surf“ sowie den Kick beim Konzert. Und der Neon-Ritter Jönköpings stellte seine Heimatstadt Jönköping vor.
Wie seid Ihr auf den Bandnamen „The Horsehead Union“ gekommen?
Na ja, alle guten Namen waren schon vergeben: Black Sabbath, Judas Priest, Iron Butterfly usw. – hehehe. Der Name enstammt einem Song der Band Woven Hand. Wir hatten zuerst noch einige andere Ideen, doch „The Horsehead Union“ gefiel uns allen.
Beschreibt die Musik, die Ihr macht, in eigenen Worten.
Wir alle kommen aus unterschiedlichen Ecken: Linus und ich haben eine Death-Metal-Vergangenheit, Kristian und Henrik haben Punkrock-Wurzeln. Außerdem lassen wir uns von der Musik beeinflussen, die wir selbst hören – wie Motörhead, Trouble, Kyuss, High on Fire, Blue Öyster Cult, Captain Beyond, Lynyrd Skynyrd, Pink Floyd…
Wenn du das alles in einen großen Kessel wirfst, umrührst und dann noch eine Prise Celtic Frost dazugibst, dann hast du die Musik von „The Horsehead Union“.
Auf Eurer Facebookseite nennt Ihr Eure Musik „Rock’n’Roll und Cowboy Surf“. Was ist „Cowboy Surf“?
Das ist wirklich eine witzige Geschichte: Der Typ, der uns mit dem Layout des Albums half, hatte alle Freiheiten. Und als er zu erklären versuchte, wie wir uns für ihn anhören, sagte er: „Also…, ihr spielt doch irgendsowas wie Cowboy Surf, oder?“. Wir sind uns sicher, dass es bislang keine Band gibt, die das Genre Cowboy Surf bedient. Deswegen ist es unser Job, ein solches zu erfinden – nur um dich zu verwirren!
Ihr seid viel in Facebook unterwegs. Wie wichtig sind die Neuen Medien für Euch als Musiker. Verhelfen sie einem zum Erfolg?
Ja, das stimmt durchaus. Bei Facebook hast du alle Freiheiten, dich zu promoten. Und die Leute hören sich deine Musik an, weil sie neugierig sind. Falls sich Horseheads auf uns einlassen, sind wir stolz darauf. Falls wir jemandem mit unseren Posts auf den Sack gehen: tut uns leid!
Aber die digitalen Medien haben auch eine Schattenseite. Da ist zum Beispiel die Sache mit den Downloads: diese raubt viel von der Aura, die Bands früher um sich herum schufen. Heute kannst du dich ja schon ein gestandener Rocker nennen, wenn du dir eine Playlist auf Youtube anhörst.
Allerdings musst du dir kein Album mehr deswegen kaufen, weil es super aussieht. Bis du es dann anhörst und schließlich feststellst, dass es der letzte Schrott ist. Und von solchem habe ich eine ganze Menge…
Wie fühlt es sich an, sein eigenes Debütalbum erstmals in der Hand zu halten?
So etwas ist ein ganz besonderes Gefühl. Du setzt dich hin und hörst dir die Scheibe an, als wenn du die Lieder zum ersten Male hörtest. Ganz egal, ob du die Songs vorher so oft im Studio gespielt hast, bis sie dir aus den Ohren gekommen sind.
Weil wir selbst alle auf Vinylscheiben stehen, diese sammeln, war es auch gar keine Frage, die Platte als Vinylversion zu veröffentlichen. Schon deswegen war es für uns klasse, mit Ván-Records zusammenzuarbeiten, weil die immer wieder geiles Vinylzeug produzieren. Ich bin mir sicher, dass wir noch mehr klasse Sachen mit Ván auf die Beine stellen.
Ihr kommt aus Jönköping. Hat die Stadt Rockern etwas zu bieten, gibt es ein schillerndes Nachtleben? Beschreibt Eure Heimatstadt demjenigen, der Jönköping nicht kennt.
Selbstverständlich! Denn schließlich sind wir die Neon-Ritter Jönköpings! Die Stadt liegt am Südufer von Schwedens zweitgrößtem See (Jönköping liegt am Vättern in der Provinz Småland und hat knapp 90.000 Einwohner; d. Red.). Die Landschaft ist wunderschön, und wenn Du entlang des Vätterns nach Norden fährst, ist das wirklich atemberaubend.
Das Nachtleben hat dazugewonnen, es geht langsam voran. Nach dem Bau der Universität hat sich Gastronomie- und die Musikszene deutlich verbessert. Vor zehn Jahren noch war es nahezu unmöglich, hier einen Rockclub zu betreiben; viele haben es versucht und noch mehr sind gescheitert.
Unser musikalisches Erbe ist klein, aber fein: Pete Blakk, der zusammen mit King Diamond spielte, kommt von hier. Die Cardigans auch. Und vielleicht erinnert sich auch noch jemand an The Motorhomes und ihr herzzerreißendes Video „Into the Night“. Ich glaube, die waren auch außerhalb Schwedens recht erfolgreich.
Warum verließ Sänger Sebastian Serio die Band so kurz nach der Veröffentlichung des Debütalbums?
Um ehrlich zu sein, ich weiß es auch nicht genau. Es wäre netter gewesen, wenn er uns das etwas früher mitgeteilt hätte. Denn dann hätten wir weder Zeit noch Geld in Dinge investieren müssen, die jetzt ein alter Hut sind.
Sebastian hat jetzt einen Job irgenwo im Norden Norwegens; was genau, hat keiner von uns wirklich rausgefunden. Ich hoffe, dort findet er das, was er sucht. Es lief nämlich eigentlich ganz gut zwischen uns, und wenn dann jemand die Truppe verlässt, wird es immer ziemlich emotional. Aber ich glaube, diese Geschichte wird uns weiterbringen.
Was ist das Besondere an Erik Linder, dass er jetzt als Sänger in der Band ist?
Erik legt eine solche Hingabe an den Tag, wie wir sie bei seinem Vorgänger etwas vermissten. Wir haben mehrere Sänger ausprobiert, aber keiner hat uns aus den Socken gehauen – bis auf Erik! Denn wir suchten jemanden, der Sebastians höhere Stimmlage schafft, ohne wie ein Idiot auszusehen. Und jemanden, der mit uns auf Tour gut einen heben kann, ohne dass es in eine Schweinerei ausartet. Letztendlich sollte derjenige ebenso viel Blut, Schweiß und Tränen in die Nummer stecken wie wir anderen auch.
Ihr seid erstmals bei der „Night of the Horsepower“ am 8. Juni in Marl in Deutschland aufgetreten Wie war’s?
Großartig! Ich war mir nicht wirklich sicher, was uns erwarten würde, auch nicht, als wir einige Stunden zuvor bei “ Kustom Kulture“ in Bottrop auftraten. Aber beide Male war die Resonanz super. In Bottrop waren zwar eher Psychobilly-Bands am Start, sodass wir uns als Exoten fühlten, aber das Publikum und die Mitarbeiter waren echt nett. In Marl war’s nicht anders. Die Leute von Soulseller (Musikmagazin und Veranstalter in Marl; d. Red.) waren unglaublich und haben dafür gesorgt, dass alles bestens lief.
Was ist so besonders daran, auf der Bühne zu stehen?
Ganz einfach: die Wechselwirkung zwischen Band und Publikum. Wenn es das nicht gäbe, wären wir nichts anderes als eine Studioband. Klar hat die Studioarbeit auch ihren Charme, aber live hast du nur einen einzigen Versuch. Wenn du den vergeigst, war’s das. Außerdem gibt das Echo des Publikums dir einen Adrenalinschub. Da rastet du wirklich aus, gibst all deine Energie. Genau das macht Konzerte so besonders!
Wann tretet ihr wieder in Deutschland auf?
Klar kommen wir wieder. Momentan sind wir in Gesprächen mit Freunden und Organisatoren. Wir hoffen, bald etwas Genaueres sagen zu können.
Was treibt ihr, wenn ihr keine Musik macht? Welche Hobbys habt ihr?
Das einzige, was wir außer unserer Musik so machen, ist Filme ansehen. Falls man das Hobby nennen kann. Wir lieben alles – vom abgedrehtesten Independent-Film bis hin zum Blockbuster. Egal wie lange, hauptsache gut. Ich bin ein großer Horror-Fan und liebe alte Italienische Gruselfilme mit schauriger Filmusik und seltsamen Keyboardklängen. Außerdem stehen wir auf Konzerte, wann immer jemand Interessantes auftritt, sind wir dabei. Ich würde ja gerne sagen, dass unser Bassist Giftschlangen sammelt, aber für sowas sind wir einfach zu langweilig. (lacht)
Vielen Dank für das Interview