Funeral For A Friends „Conduit“ verquickt Hardcore und Metal

Was an dem Hardcore, den Funeral For A Friend unters Volk streuen, so „Post“ sein soll, will sich nur wenigen erschließen, Aber Wikipedia sieht’s so, auch wenn das Quintett aus Wales – man beachte, nicht gerade die Heimat deftiger Hau-drauf-Kapellen – nicht wirklich Emo- und Alternativerock oder Posthardcore abliefert. Sondern ziemlich reinrassigen Hardcore melodischer Art mit Geschrei, ohne Growling. So auch auf der neuen Scheibe „Conduit“, die am 8. Februar erscheint.

Das Cover der sechsten Studioplatte Funeral For A Friends erinnert in seiner wirren, bunten Farbpracht, mit der Zeichnung einer Leiche, irgendwie an die Covergestaltung der Thrash-Metal-Ikonen Slayer, ohne jedoch deren höllische Brutalität zu kopieren. Und die Musik, die liegt nun ja bekanntermaßen ganz, ganz weit auseinander – da macht „Conduit“ keine Ausnahme. Melodic-Hardcore-Freunde, die Ignite-Fraktion, Liebhaber heftigerer Rise-Against-Stücke dagegen werden aufhorchen, sich an der neuen, guten Scheibe sehr erfreuen können.

Neue Schlagzeuger drummen gut!

Hohen Anteil am erfreulichen Höreindruck hat der neue Schlagzeuger Pat Lundy, der zuvor bei der Londoner Metalcoretruppe Rise To Remain die Stöcke schwang. Lundy bringt seine Energie und sein metallastiges Spiel ein, variiert in den Stücken gekonnt Rhythmus, Geschwindigkeit und flicht immer mal wieder Abwechslung bringende Breaks ein. Der Mann ist glücklicherweise entfernt vom üblichen Hardcore-Tempolosgeballere. So und nicht anders sieht es auch Sänger und Frontmann Matthew Davies-Kreye: „Ich glaube, Pat war das fehlende Puzzleteil für uns, seine Einstellung und seine Liebe zur Musik brachte die Band auf ein ganz neues Level. Seine Live-Performance und sein Schlagzeugspiel auf Conduit geben der Band eine Power, die sie nie zuvor hatte“.

Ja, in der Tat, Power ist auf „Conduit“ reichlich vorhanden, wenn auch nur eine knappe halbe Stunde lang. So kommt es, dass mit „Death Comes To Us All“ (3:15) und „High Castles“ (3:37) nur zwei der elf Songs die Drei-Minuten-Marke knacken. Doch für die fehlende Länge entschädigen die Titel mit viel Energie, Kraft und Druck nach vorne. Nach einem kurzen, behäbigen Intro entpuppt sich der Opener „Spine“ als ordentlicher Kracher, der die Scheibe sofort auf Touren bringt. Der Titelsong „Conduit“ dürfte wohl auch jeden Metaller zufriedenstellen, da wird ganz schön losgebolzt, aber nie, ohne den roten Melodiefaden zu verlieren – mittendrin verhelfen einem Tempoverschleppung und vertracktes Schlagzeugspiel zu einem Progmetalgefühl. In kurzen Momenten ist dies auch in anderen Stücken zu vernehmen.

Schritt nach vorne

„The Distance“ und „Best Friends and Hospital Beds“ lassen einen immer mal wieder etwas Old-School-Punk schnuppern, so mit Uptempodrumming sowie hier und da ein paar Uhhhs und Ahhhs. Der Gesang Davies-Kreyes orientiert sich in Richtung kernigem, irgendwie emolastigem Geschrei, weiß aber auch, so wie zum Beispiel in „Elements“, mit „sanften“, melodischen Refrains zu überzeugen. Insgesamt ist Funeral For A Friend mit „Conduit“ ein zwar kurzes, aber überzeugendes Werk gelungen, mit dem die Band gegenüber dem eher mittelmäßigen Vorgänger „Welcome Home Armageddon“ einen großen Schritt nach vorne macht. Und irgendwie den Schulterschluss zwischen Hardcore und Metal hinbekommt. Nicht nur für „echte“ Fans einen Kauf wert!

„Conduit“ ist veröffentlicht auf Distiller Records und wird in Deutschland über Rough Trade vertrieben. Die Scheibe mit elf Songs hat eine Laufzeit von 29:15 Minuten.

Anspieltipps: Conduit, The Distance, Best Friends and Hospital Beds, Sun Less

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Funeral For A Friend im April 2013 auf Deutschlandtour mit Silverstein

10.04. – München, Backstage, Werk
11.04. – Berlin, Postbahnhof
12.04. – Hamburg, Markthalle
13.04. – Köln, Live Music Hall