Go March machen’s auch ohne Gesang unglaublich stark

Musik ganz ohne Gesang? Das klappt ja vielleicht bei Electronica, Techno oder Klassik – aber bei Rock? Da haut sowas doch nicht hin. Doch, das haut hin! Go March machen es vor, sehr gut sogar. Das Trio aus Belgien – das Land, das gemeinhin gerne als Heimat der Electronic Body Music (EBM) bezeichnet wird – mäandert ausgedehnt und ausgezeichnet durch gitarrenorientierten Waverock und Synthesizersperenzchen. Und das, ohne auch nur einem einzigen Hauch von Gesang Einzug in die Kompositionen zu erlauben. Wer nun meint, dass dies nahe dran an Langeweile ist, der irrt gewaltig. Einen Sänger vermisst man nämlich dank geschickt angelegter Songstrukturen überhaupt nicht.

Die große Kunst, Instrumentalmusik in acht Titeln auf gut 40 Minuten nahezu in keiner Weise eintönig oder monoton klingen zu lassen, erreichen Gitarrist Philipp Weies, Schlagzeuger Antoni Foscez und Hans De Prins an den Synthesizern ausgerechnet durch ausufernd repetitive Melodieläufe. Ja, tatsächlich gelingt es Go March durch Wiederholungen Spannung zu erzeugen. Gitarre und Synthesizer lassen interessante Riffs und Klangläufe immer wieder hintereinander erklingen, erzeugen so mantramäßige Soundstrukturen. Die Songs erhalten dadurch eine düstere Grundstimmung und oft genug hypnotische Wirkung.

Rock und Elektro führen gleichberechtigtes Dasein

Nein, Trance ist das nicht – da spielt die Gitarre doch eindeutig eine zu präsente und liedgestaltende Rolle -, Elemente des Rocks und des Elektros führen ein gleichberechtigtes Dasein. Wie man die Musik Go Marchs nennen kann? Waverock mag stimmen, Postpunk mag auch korrekt sein – ja sogar Progrock in einer simplifizierenden Art trifft zu. Denn nicht von irgendwoher hat man den Eindruck, dass „Lighthouse“ auch irgendwo auf Porcupine Trees „Fear of a blank Planet“ eine Heimat hätte finden können. Wer auf „Slow Horse“ einen Hauch Kraftwerkschen Einflusses wahrnimmt, der liegt auch durchaus richtig.

Woher die Ideen für diese besondere und exotische Art der Populärmusikgestaltung? Weies gibt Auskunft: „Die Filme von David Lynch inspirieren mich enorm. Vor allem ‚Lost Highway‘ – und hier besonders die Szene, in der ein Auto durch die Dunkelheit fährt und das einzige, was man zu sehen bekommt, sind die vorbeihuschenden Markierungen der Mittellinie“. Tja, und damit hat Weies auch gleich die Wiederholungen, die häufig wiederkehrende Elemente der Songs angesprochen. Denn eben genau jene macht den Reiz und die Spannung des Debütalbums von Go March aus. Go March, go – Daumen hoch! (Foto: Tim Lebacq)

Auf dem Debütalbum von Go March sind acht Lieder, die insgesamt eine Laufzeit von 40:09 Minuten haben. Die Platte ist erschienen auf dem belgischen Label Unday Records und im Vertrieb von Rough Trade.

Anspieltipps: The Ship of Bambi, Chase, Like a Record, Lighthouse

www.gomarch.com

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