Defectos „Nemesis“ ist äußerst kurzweilige Metalvielfalt

Wenn man Lobhudeleien aus offiziellen Promokanälen liest wie „Defecto ist Dänemarks neueste und beste Ergänzung des melodischen und progressiven Metals. Und die wartet auf mit großartigen, eingängigen Refrains auf, gewaltigen Riffs, lodernden Soli und bombastischen Symphonien in moderner Anmutung“, dann ist man meist etwas reserviert. Weil solche Lobeshymnen üblicherweise maßlos übertreiben, ganz oft weit danebenliegen und Schrott zu Gold erheben wollen. Doch auf Defecto trifft all dies vorgenannte tatsächlich zu, vor allem auf deren Neuveröffentlichung „Nemesis“. Das ist keinesfalls Schrott, das ist wirklich Gold.

Das Quartett aus Kopenhagen steuert sein musikalisches Schiff vorwiegend im Fahrwasser symphonisch-progressiven Metals, nimmt immer wieder mal Kurskorrekturen hin zu Traditional, Melodic und Alternative Metal vor. Und lässt über allem den Stern des Bombasts leuchten, greift gerne Elemente klassischer Musik auf, um diese wirkungsvoll in die Kompositionen einzuflechten. Nicklas Sonne, Sänger und Gitarrist, hat genug Derbheit und Wucht in der Stimme, das Songmaterial mit melodischen Vocals samt ausreichend Härte auszustatten. Zur Not tut es dann hin und wieder auch mal die ein oder andere Growlattacke.

Perfekt unter einen Hut gebracht

Zusammen mit Frederik Møller, seinem Kollegen an der Leadgitarre, betreibt Sonne sowohl kantiges Riffing, progressive Melodieläufe wie zum Beispiel in „Endlessly Falling“ als auch sanftes Akustikgiterrenspiel. Die Soli zeugen von handwerklicher Perfektion, da macht der Sechsaiterfraktion kaum jemand etwas vor. Beispiel für all die vielen abwechslungsreichen Elemente? Auf den gut sieben Minuten der „Ode to the Damned“ packen Defecto die gesanglichen, instrumentalen und kompositorischen Finessen unter, mit denen sie sich quer durch die zwölf Songs von „Nemesis“ arbeiten. Da ist irgendwie alles perfekt unter einen Hut gebracht.

„Gravity“ ist ein melodischer Metaller, dessen Refrain doch etwas zu weichgespült und poppig daherkommt. Na gut, Entschädigung bietet anschließend „Ablaze“, eine elegante Mixtur von thrashigem, progressivem und, melodischem Material, der Gesang reicht von tiefen Growls über klassischen Klargesang bis hin zu einem Hauch durchdringenden Sirenenscreamos. Hey, ähnliches klingt mir auch auf „We’re all the Enemy“ entgegen, hier sticht einmal mehr exzellentes Sologitarrenspiel heraus. Mit „Nemesis“ haben Defecto einen äußerst hochwertigen und hörenswerten Nachfolger zum Debütalbum „Excluded“ veröffentlicht. (Foto: Presse)

„Nemesis“ von Defecto hat mit zwölf Titeln eine Laufzeit von 55:58 Minuten. Erschienen ist die Platte auf dem Label Black Lodge und im Vertrieb von Sound Pollution.

Anspieltipps: Endlessly Falling, The nameless Apparition, Ode to the Damned, We’re all the Enemy

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