Abwärts und „Smart Bomb“: kann man ja mal so machen

Abwärts und sein Gründungsmitglied Frank Z. sind einfach nicht totzukriegen. Seit 1979 treibt die Hamburger Punkband, die man heute nicht mehr wirklich als reine Punkband bezeichnen kann, ihr Unwesen in der Musikszene. Na gut, drei Auflösungen und drei Comebacks gehören auch in die Bandhistorie. Und 2018, fast vier Jahrzehnte nach der Gründung, werfen Abwärts ein neues Album auf den Markt. Mit dem Zeitgeist geht die Scheibe – zumindest, was den Titel „Smart Bomb“ betrifft. Denn von solcher konnte man 1979 lediglich träumen.

Nicht nur namenstechnisch, auch musikalisch huldigen Sänger Frank, Gitarrist Rodrigo González, Bassist Björn Werra und Schlagzeuger Martin Kessler der modernen Mucke. Kein traditioneller Old-School-Punk sondern ein Genremix von Industrialrock („Charlie Brown“), Heavy Rock („Smart Bomb“, „All die Fressen“), Stadionrock mit hohem Chartpotential („Going Down“), Indie-Gitarrenpop („Plastik-Mann“) oder klasssischem Punk („Um in das Meer zu gehen“) kling aus dem Lautsprecher. Ach, und ein Hauch von Lagerfeuerromatik mit Akustikgitarre poppt ebenfalls auf („Aber für Nichts“, „Sehnsucht“).

Gesang muss nix Schönes sein

Über allem liegt der böse Gesang von Frank Z., der in keiner Weise mit Sarkasmus, Ärger und Bissigkeit geizt. Viel Grund zu Zorn auf irgendwas hat er ja in der aktuellen Zeit zu Genüge. Beide Augen zudrücken muss man allerdings einmal mehr in Hinsicht auf die poetische oder lyrische Ausarbeitung der Texte, denn die fehlt nahezu komplett. Frank Z. singt halt einfach mal so, wie er auch sprechen würde – da geht es nicht um gelungenes Reimen, Gesang muss nix Schönes sein.

Bei allem musikalischen Abwechslungsreichtum auf „Smart Bomb“will sich jedoch nicht eine Hurra-das-ist-toll-Grundstimmung einstellen. Einige der Songs sind halt nicht besonders smart und zünden weniger wie eine Bombe denn vielmehr wie ein feuchter Chinakracher. Und für die Texte von Frank Z. fehlt uns meist der intellektuelle Zugang; die Frage, was uns der Autor damit sagen will, stellt sich oft. Das Album kann man halt ja mal so machen, muss man aber nicht unbedingt. (Bandfoto: Rodrigo González)

„Smart Bomb“ von Abwärts hat 13 Songs und eine Laufzeit von 44:55 Minuten. Erschienen ist die Platte auf dem Label Off Ya Tree und wird von Broken Silence vertrieben.

Anspieltipps: Smart Bomb, Autonomes Fahren, Um in das Meer zu gehen

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