A-Wa heißt das Trio aus Israel, das auf seiner aktuellen Platte „Bayti Fi Rasi“ („Mein Zuhause ist in meinem Kopf“) auf wundervolle Weise moderne Hip-Hop-Beats und Elektrosounds mit jemenitisch-arabischen Musiktraditionen und orientalischen Klängen sowie Instrumenten verquickt. Die einen nennen es Ethnopop-Sensation, wir nennen einfach mal eine echt starke Veröffentlichung. Denn der Begriff Ethnopop will nämlich nicht wirklich gut zum musikalischen Output A-Was passen, der sich klar über diese für alle möglichen fremdartig klingenden Melodien verwendete Bezeichnung erhebt.
A-Wa, das sind die drei israelischen Schwestern Tair, Liron und Tagel Haim. Aufgewachsen sind sie in einem kleinen Dorf im Süden Israels, ihre Vorfahren stammen aus dem Jemen. Die Urgroßmutter der drei kam 1949 als jemenitische Jüdin nach Israel. Und über ihre Urgroßmutter, über die Schwierigkeiten der Frau, als fremde Jüdin im Land der Juden anzukommen und sich zurechtzufinden, singen A-Wa. Mit ihrem Gesang, mit ihrer Musik schaffen die drei den Zeitenspagat zwischen alten arabisch-jemenitischen Traditionen und modernem Hip-Hop.
Basslastige Hip-Hop-Beats und weinende Violinenklänge
A-Wa singen in arabischem Jemenitisch – so wie es auch früher von der israelischen Jemenitin Ofra Haza enorm erfolgreich praktiziert wurde. Wie schon Haza Traditionelles mit Modernem mischte, peppen A-Wa ihre Texte mit einem Musikmix auf, der auf der einen Seite die traditionellen Themen – die ihre Urgroßmutter umtrieben – auf der anderen Seite das moderne Israel, die moderne westlich orientierte Musikwelt widerspiegelt. Dann stehen basslastige Beats neben wirbelnden Rahmen- oder Kesseltrommeln, Keyboardläufe und Synthiesperenzchen gehen in weinende Violinenklänge und Schalmeientöne über. Und über allem schwebt der dreistimmige Gesang der Haim-Schwestern
Und nicht nur musikalisch sind Fair, Liron und Tegel Springerinnen zwischen Zeiten. Auch optisch machen die drei zum einen eine Verbeugung vor Altem, zeigen zum anderen, dass sie im Hier und Jetzt angekommen sind. In den Videos und auf den Fotos tragen A-Wa bunte Klamotten, Sneaker und Shirts, wie sie kein stylisher In-Shop besser anbieten könnte, tauschen diese mit wallenden Gewändern, Kopfbedeckungen mit Historie sowie dem bei Frauen aus dem nahen Osten und vorderen Orient so beliebten Silber- und Goldschmuck. Tja – und mischen das dann auch noch munter durcheinander. Genauso wie sie die auf den ersten Moment ach so verschiedene Musik zu einem sehr mitreißenden Ganzen zusammenbringen. Dafür alle Daumen nach oben! (Foto: Hassan Hajjaj)
Das Album „Bayti Fi Rasi“ von A-Wa hat mit 14 Titeln, darunter das Intro sowie drei Zwischenspiele, eine Laufzeit von 43:58 Minuten. Es ist erschienen auf dem Label S-Curve Records und wird vertrieben von BMG Rights Management.
Anspieltips: Mudbira, Bayti Fi Rasi, Shama’a