Die Schweizer Musikszene ist ja nicht gerade bekannt für reichlichen Output. Na gut, die einen oder anderen Künstler sind vorhanden: Yello gelten in Sachen Elektropop als Koryphäen, DJ Bobo ist einer der unbestrittenen Könige des Eurodances und Krokus sowie Gotthard sind echte Hardrockhelden. Doch wenn es um die alternative Musikszene geht, da ist das Land der Eidgenossen nur sehr verschwommen auf den Landkarten.
In diese Verschwommenheit hinein stoßen die Zürcher Mono Void mit ihrem Debütalbum „Reflections“. Sänger und Gitarrist Christian Wullschleger, Gitarrist Vinzent Beer, Bassist Sigi Fuchs und Florian Ziz Langhans am Schlagzeug liefern uns darauf eine gehörige Packung des Post-Punks, alternativen Rocks und anderer Musik, die sich nicht in den Genres der eingangs erwähnten Künstler bewegt. Das Quartett bezeichnet seinen Output auch als „SciFi-Inspired Alternative Garage-Rock“. Passt irgendwie.
Die Science Fiction flechten die vier einfach mal durch eine imaginäre Bandgeschichte ein, die weit, weit in der Zukunft spielt und musikalische Reminiszenz an rohe Musik, nämlich Rockmusik, weit, weit in der Vergangenheit weckt. Wird gleich im Opener deutlich: jemand, der früher im Post-Punk der früher 80er seine Heimat hatte, wird sich auch in „Egoist“ heimisch fühlen. Wuchtige Drums, schwere Gitarren und treibender, wummernder Bass – schön so.
2 Minuten Rock’n’Roll mit Noiserock
Nahezu das gleiche gilt für „Out Of Reach“, auch da ist mächtig Pfeffer und Dampf des Post-Punks drin. „Weird Encounters“ hat dann doch etwas weniger mit Post-Punk denn vielmehr mit klassischem Punk britischer Machart zu tun. Das folgende „Quiet Place“ ist zwar auch im Punk verwurzelt, muss sich diesen jedoch mit einem Anklang Industrials und Dark-Rocks teilen. Der kürzeste Song des Albums, das knapp 2 Minuten lange „Masterpiese“, bringt uns eine schniecke Mischung von Rock’n’Roll und Noiserock.
Mit „Ogaki“ schicken uns Mono Void auf eine sehr verrückte und synthielastige Reise in jene Zeit, als Sigue Sigue Sputnik mit ihrem schrägem New-Wave-Elektropunk auf sich aufmerksam machten. Musikalisch ist das Werk Mono Voids spannend und höchst interessant. Alleine der Gesang und die lyrische Adaption der Inhalte kann da nicht mithalten – man merkt auf Anhieb, dass hier kein Muttersprachler am Werke ist. Wullschlegers dünnes Schulenglisch ist optimierungswürdig, da ist noch reichlich Luft nach oben. Schade, dies schmälert das positive musikalische Gesamtbild dann doch ungemein. (Foto: Fiona K.)
„Reflections“ von Mono Void hat mit elf Songs eine Laufzeit von 36:30 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Mojo 3 und im Vertrieb von Ambulance Recordings.
Anspieltipps: Out Of Reach, Ignorance, Reflections, Ogaki