Wow, was für ein Einstig in ein Hardrockalbum: Starke Gitarrenriffs schneiden durch die Lautsprecher, die Drums pfeffern ordentlich drauflos, der Gesang klingt wie eine Blaupause für die Vocals eines Rocksängers. Und dann erst das Gitarrensolo – sensationell gut! Mit „Rise“ haben Extreme auf ihrem neuen Album „Six“ alles richtig gemacht. Da hat sich das 15 Jahre lange Warten auf den Nachfolger von „Saudades de Rock“ aus dem Jahre 2008 aber mal so richtig gelohnt.
Und wenn dann Song Nummer zwei namens „#Rebel“ ebenso fett abgeht, dann mag man Gitarrist Nuno Bettencourt einfach mal glauben, wenn er sagt: „Vor allem die Eröffnungstracks – ja, das klingt nach einem 900 Pfund schweren Gorilla.“ In der Tat, damit zeigen Extreme eindrucksvoll, dass sie das musikalische Handwerk des satten Hardrocks einfach exzellent beherrschen. Und dass die Band mit Bettencourt einen Gitarristen hat, der in allen Belangen am Instrument mit den sechs Saiten überzeugt – ein wirklich herausragender Musiker!
Klasse Vokalkunst
Nicht nur den satten Hardrock können sie – auch wenn es merklich softer wird, dann lassen Extreme auf „Six“ kaum etwas liegen. Balladen wie „Other Side of the Rainbow“, „Small Town beautiful“ oder „Hurricane“ passen ebenfalls ausgezeichnet ins „Songportfolio“ der Bostoner Band. Was dabei ebenso wie das außergewöhnlich gute Gitarrenspiel Bettencourts ein enormer Pluspunkt ist: Mit seinem Gesang liegt Gary Cherone stets richtig und verpasst unterschiedlichen Songs dank facettenreicher Stimme immer wieder andere Aspekte. Solche Vokalkunst muss man auch erstmal an den Tag legen.
Über sanfte Balladen oder krachige Hardrocker hinaus lassen Extreme noch so so einiges mehr zu: „Thicker than Blood“ macht’s funkig und etwas elektronisch und lässt Cherone in leichte Rapgefilde schweifen, im sehr groovenden „The Mask“ beteiligt sich Bettencourt gesanglich. Und „X Out“ hat nicht nur durch seine Tempiwechsel gar einen Progressive-Rock-Charakter. Leider lassen Extreme auch „Beautiful Girls“ zu: Was hat die Musiker bloß geritten, einen solch banalen, ja schon peinlichen Song zu komponieren? Bei Langnese würde solche Nummer wohl unter „fresher Sommerhit des Jahres“ laufen.
Ein überzeugendes Album
Mit „Six“ haben sich Extreme nach langer Studiopause eindrucksvoll zurückgemeldet und ein überzeugendes Album für Hardrockfans und Gitarrenliebhaber gleichermaßen abgeliefert. Wie sagt Bettencourt im Interview? „Wir machen Alben, um Leute zu unterhalten“. Und das tut „Six“ sehr gut! Über „Beautiful Girls“ allerdings breite man besser den Mantel des Schweigens. Für alle, die guten Hardrock live hören wollen: Extreme sind 2023 auf Tour – auch in Deutschland. (Foto: Jesse Lirola)
„Six“ von Extreme hat mit zwölf Songs eine Laufzeit von 52:43 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Earmusic und im Vertrieb von Edel Music.
Anspieltipps: Rise, #Rebel, The Mask, Thicker than Blood
Konzerte von Extreme im Winter 2023 in Deutschland
10.12. – Berlin, Huxleys
11.12. – Köln, Live Music Hall