Mit transatlantischen Bündnissen ist das ja immer so eine Sache: hin und wieder klappt es mit den Gemeinsamkeiten, oft allerdings ist der Wurm drin und die Beteiligten liefern Schlechtes ab. Nicht so jedoch mit diesem transatlantischen Bündnis, welches in Sachen Musik sehr gute gemeinsame Arbeit abliefert: Black Sun, die auf ihrem aktuellen Album eindrucksvoll zeigen, dass die Zusammenarbeit von Musikern aus Ecuador und Finnland einfach fluppt. Der melodische Heavy Metal, den das Quintett vorlegt, zündet nahezu rundum.
Gegründet wurde die Band von Schlagzeuger Nicolas Estrada, Gitarrist Christopher Grünberg und Bassist Santiago Salem. Nach der Zusammenarbeit mit Nino Laurenne für die Produktion des Albums „Silent Enemy“ stieß dieser als weiterer Gitarrist zu Black Sun. Und mit der Sängerin Netta Laurenne war das Quintett komplett, das nun das Black Sun benannte Album vorlegt.
Große Spannbreite
„Der Ansatz des Songwritings wurde komplett erneuert, als Nino und Netta zur Band stießen. Wir waren in der Lage, einen etwas komplexeren rhythmischen und härteren Ansatz zu verfolgen. Mit Netta als Sängerin können wir eine größere Bandbreite erkunden und in andere Gewässer vordringen“. So sagen die Gründungsmitglieder Santiago, Nicolas und Christopher. Damit haben die Drei voll und ganz recht.
Mit den zehn Songs des Albums decken Black eine recht große Spannbreite melodischen Metals ab. Da punktet der Midtempobanger „Drown in Sin“ ebenso gut wie das folgende „Reapers of the Underworld, das mit Speedmetalanleihen keineswegs geizt. Auffällig ist, dass Black Sun es exzellent verstehen, mit großen Refrains zu arbeiten, die sich dank ihrer Eingängigkeit gut im Ohr festsetzen. „Rise“ ist einer dieser Kandidaten, noch mehr „Revolution now“ – das klingt irgendwie nach großem Kino.
Vokalartistisch ausgsprochen gut
Großes Kino ist ebenso die gesangliche Darbietung von Netta. Dank variabler Stimme deckt sie viele Klangfarben und Schattierungen ab. Fieser Gesang wie in „The Mercenary“gehört ebenso zu ihrem Repertoire wie die ganz große Stimme in „Revolution now“. In der Ballade „Stars“ kann sie untermauern, dass sie vokalartistisch ausgesprochen gut unterwegs ist. Wenn in „Awake“ der Bandkollege mit Growling kommt, dann kontert sie dies sehr gekonnt – das passt gut auch während des zweistimmigen Gesangs.
Was man keinesfalls vergessen darf, ist die Leistung der Gitarrenfraktion. Diese bewegt sich vom deftigen Riffgewitter über druckvolle und melodische Läufe bis hin zu filigranen Soli ganz und gar sicher. Viel Dynamik bei den Instrumenten, viel Dynamik im Gesang – und viel Dynamik in den Kompositionen: das passt! Mit ihrem gleichnamigen Album haben Black Sun ein wirklich starkes Stück melodischen Metals ihrer Diskografie hinzugefügt. (Foto: Carlos Borja)
Anspieltipps: Drown in Sin, Stars, Revolution now