Go March richten sich mit „II“ im Basislager ein

Die Musik Go Marchs ist eine Synthese aus jener Mogwais und Kraftwerks, so der Pressetext über die Klänge, welche das belgische Trio produziert. Stimmt durchaus. Allerdings eine Synthese, deren Gesang noch weit mehr reduziert ist, als jener des Düsseldorfer Klangkombinates, nämlich auf Null: Go March ist eine reine Instrumentalband. Dass Gitarrist Philipp Weies, Schlagzeuger Antoni Foscez und Hans De Prins an den Synthesizern das Instrumentalwerk gekonnt beherrschen, machten sie auf ihrem Debüt überaus deutlich. Und nun machen sie es wieder, auf „II“, wie der Nachfolger vom Erstling heißt, welcher nach der Band selbst benannt wurde.

Etwas Postrock, ein Schwung Synthesizerspielereien, Minimalismus, Bombast, spacige Klänge, progressive Sounds – von allem etwas bringen Go March erneut auf einer abwechlungsreichen Platte unter. Und wie schon auf dem Debüt vermisst man auch hier Gesang in keiner Weise. Das Trio arbeitet mit Rhythmen und Melodiebögen, welche durch ihre repetitive Form ganz oft einen hypnotischen Charakter entfalten. Manchmal sehr schwungvoll, so wie auf „Chop Chop“, ein durchaus tanzbares 9-Minuten-Werk für die Indiedisco, manchmal sehr reduziert, so wie auf „Leopolderson“, welches man ohne weiteres im Soundtrack von Captain Future unterbringen könnte.

Wabernde und flirrende Klänge

Die Synthesizer haben auf „II“ einen augenscheinlich größeren Einfluss auf die Songgestaltung als noch auf dem Debüt. Dass die Nennung von Kraftwerk als Einfluss nicht aus der Luft gegriffen ist, machen so einige Klangschnipsel zum Beispiel in den Einstiegen zu „Meristem“ oder „Downside Up“ deutlich – man denke nur an „Autobahn“. Und so manche Keyboardanschläge von De Prins ziehen den Hörer einen kurzen Moment sogar ein Stück weit in den Analogsynthesizerkosmos eines Jean-Michel Jarres hinein. Jedenfalls so lange, bis Weies Gitarre wieder greift.

Wer mit dem Song „Zabriskie“ den schwer verdaulichen Antonioni-Film „Zabriskie Point“ verbindet, der hat – zumindest bis etwa zur Minute vier von knapp acht – die passende Musik zum Wüstenwirrwar: ähnlich eines in nahezu vollkommender Stille wabernden und hitzeflirrenden Wüstenhorizontes gleich gleitet musikalischer Minimalismus durch die Ohren. Keine leichte Kost zunächst, die zum Ende hin durch einen klanglichen Spannungsbogen aufgelöst wird. Das folgende „Bark“ bellt nicht nur, das beißt sogar, ein bisschen so wie gitarrenversetzter Synthietrance mit Elektrogimmicks. Knapp sechs Minuten langes großes Postrockkino.

Mit ihrem Zweitwerk setzen Go March den guten Weg ihres Debüts nahtlos fort. Ein kleines Aber bleibt allerdings nicht aus: hin und wieder stechen Liedelemente und Riffs ins Ohr, die man so schon bereits auf dem Erstling vernahm. Augenscheinlich richten sich Go March erst mal im sicheren Basislager ein, bevor sie sich zum Gipfelsturm aufmachen. „II“ von Go March hat acht Songs und eine Laufzeit von 48:14 Minuten. Das Album ist veröffentlicht auf dem belgischen Label Yokozuna Records und im Vertrieb von Rough Trade. (Foto: Rob Walbers)

Anspieltipps: Chop Chop, Meristem, Bark