Bad Religion - Against the Grain, Cover

Ausgegraben: Bad Religion – Against the Grain

Die Reihe “Ausgegraben” stellt Scheiben vor, die es lange nach Veröffentlichung wert sind, nicht im Plattenschrank zu verstauben, sondern noch einmal gehört zu werden. Dieses Mal: Bad Religion, die mit ihrem fünften Studioalbum „Against the Grain“ ihren Ruf als exorbitant gute Helden des Melodic Hardcores und des US-West-Coast-Punkrocks ein für alle Mal zementierten.

Als sich Bad Religion im Jahre 1980 gründeten, war niemals abzusehen, dass die Band aus Los Angeles einmal der Inbegriff des Melodic Harcores werden würde. Auch noch nicht, als 1982 Album Nummer eins, „How Could Hell Be Any Worse?“, erschien; schon gar nicht nach Veröffentlichung von „Into the Unknown“, einer Platte, die man im Nachhinein wohl am liebsten im Giftschrank sähe.

Doch dann kam das Jahr 1988, das Jahr in dem „Suffer“ erschien. Das Jahr, in welchem der Punkrock durch die Veröffentlichung eines Albums von Bad Religion nicht nur eine unglaubliche Wiederbelebung erlebte, sondern das Jahr, in dem SIE erschien: „die Platte, die alles veränderte“, so kommentierte NOFX-Sänger Fat Mike. Mit einer grandiosen Mischung von enormem Tempo einerseits und extrem melodischem Handwerk legten Bad Religion nicht nur den Grundstein für die eigene, jahrzehntelange Karriere, sondern für Karrieren anderer Bands wie The Offspring, NOFX oder Pennywise, welche sich inspirieren und beindrucken ließen.

Noch besser? Ja!

Bad ReligionKann man solch Superscheibe, als welche sie viele Kritiker und Fans sehen, überhaupt noch toppen? Wenn man sich das fünfte Album Bad Religions gönnt, dann stellt man womöglich fest: ja, man kann! Auf „Against the Grain“, scheinen Sänger Greg Graffin, die Gitarristen Brett „Mr. Brett“ Gurewitz und Greg Hetson, Bassist Jay Bentley und Drummer Peter Finestone den mit „Suffer“ eingeschlagenen Weg mit einer Krone zu versehen.

Ohne Verlust von Tempo und Punkenergie bringt das Quintett noch einen Schwung mehr Abwechslung, ja schon filigran wirkendes Songwriting, in knapp 35 Minuten Laufzeit unter. Hier eine plötzliche Pause und Verschleppung des Tempos, dort eine spontane Rhythmusvariation, ein Gitarrensolo, wo andere Kollegen nur durchbolzten, ein Gitarrenriff, das so melodisch ist, dass es sich auf Dauer ins Gehör schraubt – Bad Religion bieten die ganz hohe Kunst des Punks. Und der feine Chorgesang – die „oozin ahs“ von Mr. Brett, Bentley und Hetson – der andernorts als billiger Pop abgetan worden wäre, der gereicht Bad Religion und ihrer Interpretation des Hardcorepunks fast schon zu einem Alleinstellungsmerkmal.

Elaborierte Lyrik, welche trifft

Bad ReligionDarüber hinaus bitte keinesfalls zu vergessen: der Klargesang von Graffin, der nie garstig klingt, der aber Garstiges singt. Garstiges in Form von harscher Kritik an Uneinsicht alle jener, denen es besser geht als dem großen Rest der Menschheit, an wirtschaftlicher Raffgier, die andere ins Unglück stürzt, an Umweltzerstörung und am Raubbau unseres Planeten, an brutaler Intoleranz gegenüber allen und jedem. Das besondere: die Texte Bad Religions sind ganz oft elaborierte Lyrik, die sich außergewöhnlicher Bilder bedient, um Profanes auszudrücken, um zu treffen. Und in Songs von gerade mal einer knappen Minute Dauer wie „The Positive Aspect of Negative Thinking“ von solcher Länge sind, wie sie andere Band nicht mal in vier Minuten Lieddauer unterzubringen in der Lage wären.

Das, was Gurewitz über das 29 Jahre später erschienene Album „The Age of Unreason“ sagt, das hätte er quasi eins zu eins auch über „Against the Grain“ sagen können: „Die Band steht seit jeher für aufklärerische Werte. Heute sind diese Werte der Wahrheit, Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Wissenschaft wirklich in Gefahr. Diese Platte ist unsere Antwort.“ Eine Antwort von außergewöhnlicher Klasse! Eine Antwort ohne auch nur einen einzigen Schwachpunkt!

Die Platte erschien im November 1990 auf dem Label Epitaph. Auf dem Album sind 17 Songs mit einer Gesamtlaufzeit von 34:54 Minuten. (Bandfoto oben: Presse; Bandfoto unten: Lisa Johnson)

Anspieltipps: Modern Man, Anasthesia, Flat Earth Society, Operation Rescue, Walk Away

Songs:

01. Modern Man
02. Turn on the Light
03. Get Off
04. Blenderhead
05. The Positive Aspect of Negative Thinking
06. Anesthesia
07. Flat Earth Society
08. Faith Alone
09. Entropy
10. Against the Grain
11. Operation Rescue
12. God Song
13. 21st Century (Digital Boy)
14. Misery and Famine
15. Unacceptable
16. Quality or Quantity
17. Walk Away

Musiker:

Greg Graffin – Gesang
Brett „Mr. Brett“ Gurewitz – Gitarre
Greg Hetson – Gitarre
Jay Bentley – Bass
Peter Finestone – Schlagzeug

badreligion.com

www.facebook.com/badreligion

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