Mehr oder weniger hämmernde Elektrobeats, die einen hypnotischen Rhythmus vorgeben, hallige Stimme, die ihre Textinhalte elegisch über die harschen Melodiebögen haucht, und ein Künstler, der genau jene vorliegende Musik mit Genretypen wie Dark-Goth, Industrial, Minimal-Wave New-Wave, Noise und Post-Punk versieht. Das ist in den 80ern schon mal dagewesen und ist auch jetzt und hier an der Musikfront. Und zwar in Form von The Soft Moon, dem Ein-Mann-Musikprojekt von Luis Vasquez. Woher der Mann kommt? Nee, nicht aus England, Belgien oder Deutschland, den Ländern, die in den 80ern die Speerspitze des Wave- und Elektroangriffs bildeten, sonden aus dem nordkalifornischen Oakland. Zurzeit lebt Vasquez allerdings in Berlin – nahe dran am Ort des Geschehens also irgendwie.
Mit „Deeper“ veröffentlichte der seit 2009 aktive Vasquez nun sein drittes Album. Seine „persönlichste, selbstreflektierteste und fokussierteste“ Scheibe, wie er selber sagt. Inwieweit dies zutrifft, ist nicht festzustellen. Festzustellen aber ist, dass es Vasquez alias The Soft Moon sehr gut gelungen ist, das klangliche, oft düstere Gefühl, welches The Cure, New Order, Depeche Mode (mit denen er auf Tour war), EBM-Veteranen wie Front 242 oder DAF und Konsorten transportierten, einzufangen und gekonnt zu interpretieren. Als Hörer hat man das Gefühl, dass man genau solche Songs zwar schon kennt, schon vor langer Zeit gehört hat, diese gerade im CD-Spieler rotierenden aber beileibe nicht alt klingen – nee, überhaupt nicht. Solch Material ist einfach zeitlos, weil es gut ist.
Ein hochmoderner „alter Schuh“, der ausgezeichnet sitzt
Titel wie „Far“, „Try“ und „Feel“ könnten zwar 30 Jahre alt sein, sind sie aber nicht. Ein Spagat zwischen den Zeiten also, den musikalischen! The KVB machen es ähnlich, sind mit Nicholas Wood und Kat Day nur einer mehr als The Soft Moon, kommen aber aus Großbritannien. Wie man sieht, respektive hört, ist der musikhistorisch „alte Schuh“ beileibe kein alter Schuh, sondern hochmodern. Es kommt nur drauf an, was man draus macht. Und The Soft Moon macht’s sehr gut; da sitzt der Schuh! So gut offensichtlich, dass sich der bekannte dänische House- und Technoproduzent Anders Trentemøller gleich mal des Titels „Black“ annahm, um diesen einem Remix zu unterziehen. Live gibt es The Soft Moon dagegen nicht alleine, sondern im Dreierpack: Vasquez plus Drummer und Bassist. (Foto: Dennis Shoenberg)
„Deeper“ von The Soft Moon hat elt Titel und eine Laufzeit von 43:32 Minuten. Die Platte ist erschienen auf dem Label Captured Tracks und bei Cargo Records im Vertrieb.
Anspieltipps: Far, Desertion, Deeper
The Soft Moon im Frühjahr 2015 in Deutschland
19.05. – Berlin, Schwuz
21.05. – Hamburg, Uebel & Gefährlich
22.05. – Köln, Gebäude 9
23.05. – Mannheim, Festival Maifeld Derby
24.05. – Dortmund, Festival Way Back When