Madsen - Na gut dann nicht

Madsen und „Na gut dann nicht“ – zum Glück doch!

Wenn einem ohne Unterlass und immer wieder aufs neue vom Label und von Promotionkollegen unter die Nase gerieben wird, dass eine Band jetzt aber mal ein echtes Punkalbum macht, dann nimmt man da zwar als munteren Marketinggag hin, doch üblicherweise nicht für bare Münze. Vor allem dann, wenn es sich bei der Band um Madsen handelt, die man in den vergangenen Jahren doch eher als Vertreter von gemäßigtem Indierock mit Einfluss der Hamburger Schule meist neblig auf dem musikalischen Schirm hatte.

Na gut, irgendwann sieht und hört man sich dann doch mal ein Video an – in dem Falle „Behalte deine Meinung“ – und stellt fest: oh, da scheint ja doch was dran zu sein, an dem Punkkram. Und dann gönnt man sich schließlich, weil man ja neugierig ist, die ganze Platte namens „Na gut dann nicht“ und sagt sich: „verdammt, das stimmt ja ganz und gar, das mit dem Punkalbum, welches Madsen jetzt machen“. Ja, es stimmt, „Na gut dann nicht“ von Madsen ist ein Punkalbum, ein sehr gutes sogar außerdem.

Derbe die Sau rauslassen

Die drei Brüder Johannes, Sascha und Sebastian Madsen sowie ihr Kumpel Niko Maurer geben ordentlich Gas, lassen ganz schön die derbe Sau raus. So wie ganz früher mal, so zu Anfang ihrer Bandkarriere. Musikalisch lässt sich die Platte irgendwo zwischen den Ramones, Slime, Bad Religion und Sick of it all verorten. Griffige Gitarrenriffs, Drums im Vollgasrausch sowie ab und an böse Elemente des Screamo im Gesang. Wenn da mal kein Punk ist. Manchmal sogar Hardcore! An nötiger Melodiösität lässt es das Quartett aus dem Wendland allerdings nicht missen.

Madsen„Punks not dead!“ hieß nicht nur das Debütalbum der schottischen Punkband The Exploited, die Redewendung wird auch sonst schon mal gerne herangezogen, wenn das Genre Punk mal wieder etwas brachliegt. Auch für Madsen ist Punk nicht tot, er hat lediglich einen „Herzstillstand“ und braucht eine Reanimierung – damit Punk mal wieder etwas mehr Beachtung in der Musikszene findet. Diese Art der Momentaufnahme trifft auch auf ganz viele andere Titel auf „Na gut dann nicht“ zu.

Das richtige Album zur richtigen Zeit

Fast alle Themen, die in der Mitte des Jahres 2020 die Menschen umtreiben, reflektieren Madsen in ihren Songs. Sei es das schändliche Treiben des Menschen mit seiner Umwelt („Supergau“), seien es Wirrköpfe und Anhänger von Verschwörungsmythen sowie Meinungsherumpöbler („Behalte deine Meinung“), belanglose Internethelden und Fernsehhackfressen („Trash-TV“) oder die Da-müsste-doch-mal-Irgendjemand-was-tun-Fraktion („Protest ist cool aber anstrengend“).

Madsen haben zwar nicht auf alles eine Antwort, bringen aber alles, auf was eine Antwort zu geben wäre, aufs Tapet. Und singen so auch ihre Meinung heraus – allerdings gefragt und nicht ungefragt. Das ist alles sehr gut anzuhören, sowohl die Musik, die auf die Zwölf gibt, als auch die Texte, die den Finger in die Wunden einer irrlichternden Gesellschaft legen. Irgendwie ist „Na gut dann nicht“ ein bisschen so wie das richtige Album zur richtigen Zeit! Ein Album, das es zum Glück gibt! Oder wie Benjamin von Stuckrad-Barre im Outro sagt: „Es ist eine fantastische Platte!“ (Foto: Dennis Dirksen)

„Na gut dann nicht“ von Madsen hat 13 Songs (einschließlich des Outros) und eine Laufzeit von 35:39 Minuten. Das Album ist erschienen bei Keek Records in Zusammenarbeit mit Arising Empire und wird von Edel vertrieben.

Anspieltipps: Herzstillstand, Protest ist cool aber anstrengend, Behalte deine Meinung

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