Escape with Romeo - Cover von "Next Stop Eternally"

Ausgegraben: Escape with Romeo – Next Stop eternally

Die Reihe “Ausgegraben” stellt Scheiben vor, die es lange nach Veröffentlichung wert sind, nicht im Plattenschrank zu verstauben, sondern noch einmal gehört zu werden. Dieses Mal: Escape with Romeo, welche auch mit ihrem dritten Album „Next Stop eternally“ zeigten, das guter Postpunk und Waverock dunkler Natur auch aus Köln kommen kann.

Was nur treibt einen Radiomoderator, der anderen Musik vorspielt, einen Sänger und Gitarristen, der selbst komponiert und Rockmusik spielt, bloß an, der Musik den Tod zu attestieren? Genau so macht es Thomas Elbern, Bandkopf der Kölner Escape with Romeo, auf dem Album „Next Stop eternally“. „Music is dead“ nämlich lautet der Opener des dritten Albums der Band, welche man am besten im Umfeld des Postpunks, der Waverocks und des Darkwaves verortet.

Ist Musik wirklich tot?

„Music is dead, take something else instead“, singt er. Ist es die Unzufriedenheit mit der Trendsetzerei durch die Musikindustrie, um ordentlich Kohle zu machen? „Von Hardcore bis Rap, von Rock bis Jazz – so erzählen sie Dir, was das nächste große Ding ist“ lautet eine Strophe. Ob das vielleicht eigene Erfahrung mit einem A&R-Menschen ist, der der Band rät, doch poppiger zu werden, weil man dann mehr Geld verdienen kann? Oder ist es purer Sarkasmus? Allein Elbern weiß es.

Bandfoto von Escape with Romeo in SchwarzweißWas man aber als Hörer weiß, das ist die Tatsache, dass der Song ein ziemlicher Kracher in der Welt des gitarrenlastigen und durch Synthiespielereien aufgebrezelten Darkwaves ist. Bestens geeignet für das Füllen der Tanzflächen alternativer Indiediscos. Treibende Rhythmen, eingängige Gitarrenriffs, programmierte Computerbeats sowie dunkel und melancholisch angehauchter Gesang – das passt. Ähnliche Songsystematik weis das folgende „Brave new Flesh“ auf. Musikalische Geschwister beinahe.

Dickerer Sound, düstere Grundstimmung

Auf „Next Stop Eternally“ führen Escape with Romeo den musikalischen Weg fort, den sie mit ihrem Debütalbum und dem darauf befindlichen Szenehit „Somebody“ sowie dem darauffolgenden „Autumn on Venus“ beschritten. Allerdings ist Album Nummer drei produktionstechnisch ausgereifter als die beiden Vorgänger. Deren oft noch spartanisch wirkender Klang ist etwas dickerem und elaborierterem Sound gewichen. Die düstere Grundstimmung der Songs hat dies jedoch nicht touchiert.

Mit „Teargas Baby“ haben Escape with Romeo erneut ein Lied am Start, dem ähnlich wie „Somebody“ etwas Hymnenhaftes innewohnt: Eine schöne Melodie – düster und erbaulich gleichzeitig – wird begleitet von einer sich ins Ohr festbeißenden Gitarrenhookline und feinen Pianoanschlägen. Irgendwie erhabenes Kino. Leider ist der Titel nicht über den Status eines Programmkinolieblings hinausgekommen. In der schwarzen Szene groß, darüber hinaus jedoch verkannt: ein Schicksal, das auch andere Bands des Postpunks teilen. Allerdings sind Escape with Romeo auch im Jahre 2023 noch aktiv – die Kölner Band, die 1989 gegründet wurde, ist auf dem ein oder anderen Konzert zu sehen und zu hören. (Foto: Pressefoto)

„Next Stop eternally“ von Escape with Romeo  erschien im März 1993 auf dem Label‎ Sound Fact (Vertrieb durch Rough Trade). Auf dem Album sind 11 Songs mit einer Gesamtlaufzeit von 48:37 Minuten.

Anspieltipps: Music is dead, Dance with a Stranger, Teargas Baby

escapewithromeo.bandcamp.com

www.facebook.com/escapewithromeospain

Songs:

01. Music is dead
02. Brave new Flesh
03. Dark Comtessa
04. Ego Machine
05. Teenager Factory
06. Dance with a Stranger
07. Ease the Pain
08. Break away
09. Stuntman of your Dreams
10. Teargas Baby
11. Serious

Musiker:

Thomas Elbern – Gesang Gitarre
Martin Pott – Keyboards, Gitarre
Frank Jermann – Schlagzeug
Tom Schönberg – Bass

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