Justin Sullivan, Sänger und Gitarrist von New Model Army

Kölner Weihnachtskonzert von New Model Army (fast) ohne Hits

Kein Weihnachtsfest im Rheinland ohne ein Weihnachtskonzert von New Model Army in Köln. Und das seit über zwei Dekaden schon. Also auch im Jahre 2023 Festhalten an der von Fans der nordbritischen Folk-Punk-Rocker so liebgewonnenen Tradition. Einmal mehr machten New Model Army also eine Woche vor dem Weihnachtsfest einen Abstecher ins Palladium in Köln-Mülheim und servierten dem Publikum in der ausverkauften Halle reichlich Musik: knapp zwei Stunden lang.

Dieses Mal hatten sich Justin Sullivan und seine Kollegen – anders als sonst zu den Weihnachtskonzerten – eine der Adventszeit eher entsprechende und verhältnismäßig ruhige Setlist vorgenommen. Einschließlich zweier neuer Titel vom erst noch kommenden Album „Unbroken“. Erst mit dem Intonieren von „Get me out“ nach gut der Hälfte des Konzertes ertönte es druckvoller aus den Lautsprechern. Anscheinend aber hatten die Zuschauer auf genau so etwas gewartet, brandete doch der bis dahin größte Applaus für den Song vom Album „Impurity“ auf.

Fotos vom Konzert New Model Armys im Kölner Palladium

Keine stille, aber eine ruhige Nacht

Warum aber nur so viele Lieder mit vermeintlich leisen Tönen? Warum eine ruhige Nacht? Womöglich haben viele Ereignisse der vergangenen Monate, das Nachdenken über den Wandel der Zeit und Einsichten des Alters Sullivan dazu bewogen. Wie stellte er doch zu Beginn des Auftrittes fest?  Dass die Zuschauer über die vergangenen Jahre hinweg älter geworden seien – genau so, wie auch die Protagonisten auf der Bühne. Wohl auch aus solchen Gedanken heraus spielte die Band „Summer Moors“ „für jeden, den wir verloren haben. Wir verloren Shane MacGowan, den großartigen Geordie Walker“.  

Es war deutlich herauszuhören, dass Verluste, Erinnerungen und Entwurzelung New Model Army zurzeit anscheinend mehr denn je umtreiben. „Es geht darum, sich daran zu erinnern, wo man herkommt“ – so leitete Sullivan eine der großen NMA-Hymnen, „Green and Grey“ ein.  Dass New Model Army dieses Mal ihr Kölner Weihnachtskonzert nicht gaben, um Erwartungen zu erfüllen, ließ der Frontmann nicht unerwähnt: „Ihr wartet darauf, dass wir Hits spielen – aber wir hatten nie welche. Wir spielen einfach verdammt das, was wir wollen!“

Den Dreh geschafft

Ceri Monger, Bassist von New Model Army

Ach Justin – ein Weihnachtskonzert New Model Armys ist doch nur dann ein wirkliches Konzert zur besinnlichen Zeit, wenn zumindest der ein oder andere nordenglische Kracher ertönt. Den Fans zum Gefallen ertönten schließlich doch noch solche. Und das zur vollen Begeisterung der Zuhörer, die bei „Poison Street“ oder „I love the World“ aber dann mal so richtig ausrasteten und wahre Applauswellen lostraten. Dies war zu guter Letzt doch ein erfreulicher Dreh für das Publikum, dass man den ein oder anderen „Nicht-Hit“ hervorkramte. Die Musiker auf der Bühne sahen es letztlich und offensichtlich ebenso. (Fotos: Helmut Löwe)

Fotos vom Konzert New Model Armys im Kölner Palladium

Setlist

– Between Dog and Wolf
– States Radio
– First Summer after
– Stormclouds
– March in September
– Coming or going
– White Light
– A liberal Education
– Inheritance
– I need more Time
– Get me out
– Winter
– Summer Moors
– Where I am
– Frightened
– Purity
– Wonderful Way to go
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– Ballad of Bodmin Pill
– Green and Grey
– Angry Planet
———-
– Poison Street
– I Love the World

4 Kommentare

  1. So unterschiedlich kann man es erleben.
    Wir waren erst zur zweiten Vorgruppe da und fanden Schmutzki als Vorgruppe richtig gut (die kannten wir vorher nur vom Hörensagen). Normalerweise finde ich Vorbands bestenfalls ok, die waren aber genau nach meinem Geschmack. Offenbar nicht nach dem der anderen Kommentare, aber darüber lässt sich bekanntlich nicht streien, also finde ich das keiner Erwähnung wert. Die einen sagen so, die anderen so…
    Wer bei New Model Army die „Hits“ einfordert, ist bekanntermaßen auf verlorenem Posten. Es ist halt nicht Helene Fischer.
    Wir haben das Konzert mit denen, die mit und um uns herum getobt sind, als sehr intensiv empfunden, wesentlich inetnsiver als das Samstagskonzert 2022.
    Schade, dass das nicht alle so erlebt haben, vielleicht beim nächsten Mal!

  2. Ich gehe seit den Achtziger zu New Model Army. Ich denke es sind über fünfzig Konzerte quer durch Deutschland.
    Mit der Auswahl der Vorbands hatten sie nur selten eine gute Wahl getroffen. Ja, es gab ein paar (Nobody else 😀,Therapy?, Levellers, Philipp Boa). Mir hat es auch zu lange gedauert bis der Mainact gespielt hat. ich hatte mit der Army gegen 21.15 Uhr gerechnet. Wie immer!
    Aber!
    Es war kein best of sondern eine gute abgestimmte Setlist. Für mich eines der besten Konzerte!
    Es liegt also in den Ohren des Zuhörers.

  3. Für meine Partnerin und mich war es ca. das zigste NMA-Konzert. Die erste Vorband haben wir nur noch soeben ein bisschen gehört. War nicht so doll. Aber na ja. Die zweite Vorband liebte sich selbst und hielt sich mit ihrem nervtötenden Geschrammel für den Mittelpunkt des Abends. Was von der Zeit her leider auch stimmte. Die – ab ca. dem dritten Song – minütlichen Fragen „Wollt ihr New Model hören“, die anfangs hoffen ließen, und das fortwährende Wiederanfangen mit dem monotonen Geschrammel ging nur noch auf die Nerven. Wer erlaubt so etwas eigentlich?
    Um exakt 21.54 Uhr dann der erste Ton von NMA. Ich habe auf die Uhr gesehen. Da war die Stimmung schon etwas im Keller. Offenbar auch bei NMA. Jedenfalls folgte ein – für NMA-Verhältnisse – relativ lustloses und auch relativ kurzes Konzert (etwas mehr als 1 1/2 Stunden). Dementsprechend auch – für NMA-Publikum – relativ wenig Resonanz.
    Vor der Lebensleistung Justins habe ich großen Respekt. Seine Texte sind große englischsprachige Lyrik. Aber auch die Großen haben ihre Durchhänger…

  4. …leider muss ich den Bericht weitestgehend bestätigen, wenngleich man den Abend hier scheinbar irgendwie im Nachhinein mit netten Worten zu retten versucht. Es war mein erstes Army Konzert und es wird das letzte bleiben. So hört sich gelebte Arroganz an! Wer verdammt spielt was er will, soll dann bitte auch diejenigen bezahlen, die sich das verdammt anhören müssen und nicht umgekehrt!
    Ich für meinen Teil bezahle vor allem für Hits und nicht für Launen! Zu letzteren zähle ich vor allem die erhebliche Verspätung des Main-Acts nach einer zweiten Vorgruppe, die schlichtweg unerträglich war. Für und auf so etwas stehe ich nicht fünf Stunden lang!
    Fazit – Eindeutig schlechteste Konzerterfahrung des Jahres…
    Frohes Fest!

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