Was macht man als Band, wenn das Produzieren des neuen Albums andauert und man nicht weiß, was man sonst so tun soll? Man könnte sich ja einfach mal vorhandenen Songs widmen und diese neu interpretieren. So zumindest war es anscheinend bei The Dead Daisies, als sie darauf warteten, dass ihr Material für das jüngste Album „Light ‚em up“ final bearbeitet wurde. Die Musiker schnappten sich alte Klassiker des Blues, stürzten sich mit diesen mal flugs ins Studio und machten ein Coveralbum klar. Tja – und so entstand „Lookin’ for Trouble“ im Frühjahr 2024.
Dass gestandene Musiker sich nicht dazu herablassen, Songs nicht möglichst originalgetreu zu covern, war zu erwarten. Dass The Dead Daisies allerdings den Bluestiteln nahezu ohne Ausnahme einen fetten Hardrockanstrich verpassen würden, war nicht unbedingt zu erwarten. Do so ist’s geschehen. Das geht dann schon über Bluesrock hinaus, das ist an vielen Stellen fetter Hardrock, dem man die bluesigen Wurzeln anhört. Schon der Einsteiger „I’m ready“ aus der Feder Muddy Waters’ ist mit fetten Riffs und ebenso fetten Drums doch eher weit weg vom Original. Mundharmonikas gönnen sich die Musiker dennoch.
„Liebesbrief an den Blues“
Mit Songs wie „Born under a bad Sign“ von Albert King, „“Sweet Home Chicago“ von Robert Johnson oder „Walking the Dog“ von Rufus Thomas verhält es sich ebenso: da bewegt man sich weit weg vom Original. Na gut, so etwas haben ja auch schon andere Musiker gemacht – man denke nur an „Black Betty“ in der Version von Ram Jam. Da ist vom einstigen Arbeiterlied auch nicht mehr viel übrig geblieben. Den höchsten Grad der Bluesigkeit lassen Sänger John Corabi, die Gitarristen David Lowy und Doug Aldrich, Drummer Michael Devin zusammen mit Schlagzeugerin Sarah Tomek dem B.B. Kings „The Thrill is gone“ angedeihen.
Die Interpretation von Robert Johnsons „Crossroads“ ist eine sehr gelungene Interpretation. Sogar Slideguitar findet ihren Platz. „Viele Bands haben ‚Crossroads‘ im Laufe der Jahre gecovert, jetzt haben wir es auf unsere eigene Art getan.“ So sagt Devin. Recht hat er. „Dieses Album ist unser Liebesbrief an den Blues“, sagt Corabi. Dieser Liebesbrief ist dann allerdings kein sehr schmusiger. Mit ihren Versionen von Bluesstandards haben The Dead Daisies auf „Lookin for Trouble“ nämlich eine verdammt hardrockige Hommage an den Blues abgeliefert. Das Interesse von beinharten Fans des Hardrocks an originärem Blues könnte damit sehr wohl geweckt werden.