Müsste man sich nicht mit den sagenhaften Doors messen lassen, wenn man sein neues Album „Strange Days“ nennt? Denn genau so hieß deren zweites und sehr spitzenmäßiges Album aus dem Jahre 1967. Nein, muss man nicht. Müssen auch The Struts nicht, deren Album „Strange Days“ nicht mit Blues- und Psychedelic-Rock glänzt, so wie The Doors damit glänzten.
Denn das britische Quartett aus Mittelengland fühlt sich und ist sicher daheim im Rock’n’Roll und Rock, so wie ihn schon vor langer Zeit die Beatles, die Rolling Stones oder später Queen gar mit Hardrockattitüde machten. Sowie im Glam-Rock, wie ihn einstige Größen wie T. Rex, The Sweet und Slade sehr gut und sehr erfolgreich umsetzten. Und in solch verrückter Zeit, wie es das Jahr 2020 augenscheinlich eine ist, darf man sein Album selbstverständlich „Strange Days“ nennen. Denn es sind seltsame Tage dieser Tage.
Doch zu dem, was The Struts uns musikalisch bieten. Nicht alleine, sondern mit einer Vielzahl von Freunden und Kollegen zusammen. Als da wären Joe Elliott und Phil Collen von Def Leppard, Albert Hammond Jr. von The Strokes, Tom Morello von Rage Against The Machine und Audioslave sowie Robbie Williams. Mit diesem und einer eher ruhigen Nummer als Titelsong steigen The Struts ins Album ein. Etwas Balladenhaftes von Rockern als Opener einer Platte? Ist unüblich aber dennoch gut.
Von Ballade über wild bis chartverdächtig
Die Zusammenarbeit mit den beiden Def-Leppard-Kollegen sowie mit Morello ist erwartungsgemäß von härterem Kaliber. So hat „I hate how much I want you“ zwar Slade-Charakter, kommt aber mit ordentlich Bumms, zu dem Collen ein ausgefeiltes Gitarrensolo beisteuert. Dass ein Song, in dem Morello mitmischt, kein Weichspüler sein wird, dürfte klar sein. Also kommt „Wild Child“ genau so rüber – nämlich wild. Deutlich eingängiger dann “Another Hit of Showmanship“, die Zusammenarbeit mit Hammond Jr.. Diese kommt als schwungvolle Britpoprock-Interpretation schon fast chartverdächtig daher.
„Mit „Cool“ servieren uns The Struts einen ziemlich schnörkellosen Rock’n’Roller. Haben Sänger Luke Spiller, Gitarrist Adam Slack, Bassist Jed Elliott und Drummer Gethin Davies während des Komponierens wohl etwas „Start me up“ der Stones im Ohr gehabt? Und wenn schon – „Cool“ ist ein cooler Song. So wie der Einstieg ins Album endet der Ausstieg: etwas außerhalb der sonst beackerten Rockgenres kommt diesmal ein Hauch Blues und Soul plus Saxophonsolo in „Am I talking to the Champagne (or talking to you)“ auf sehr angenehme Weise ins Ohr. Die „Strange Days“ sind sehr abwechslungsreiche und gute Tage! (Foto: Beth Saravo)
„Strange Days“ von The Struts hat zehn Songs und eine Laufzeit von 43:12 Minuten. Erschienen ist das Album auf Interscope und wird von Universal Music vertrieben.
Anspieltipps: Wild Child, Cool, Burn it down