Warum muss so viel Wert darauf gelegt werden, dass eine Band nicht nur eine Band ist, sondern eine gemischtgeschlechtliche, intersektionelle und feministische Band? Reicht es nicht, wenn man Wert darauf legt, dass diese Band einfach echt starke Musik macht? Selbst dann, wenn diese Musik hochpolitische Inhalte transportiert? So in etwa wie Slime, die deutschen Politpunks, auch hochpolitische Inhalte transportieren und sehr, sehr nonkonformistisch sind?
Na gut, bei War on Women handelt es sich halt um eine feministische Punk-, Alternativerock- und Hardcoreband, die, abgesehen von jedweder politischen, sexuellen, sozialen, kulturellen oder sonst einer Einordnung, halt einfach mal sehr starke Musik macht. Das Quintett um Frontfrau Shawna Potter demonstriert dies auch auf dem neuen Album „Wonderful Hell“ ausführlich. Auf diesem kommen War on Women sowohl musikalisch als auch textlich ohne große Schnörkel auf den Punkt.
Zorn in Tönen
Und machen lautstark sowie radikal den Mund auf in Anbetracht eines Heimatlandes, welches reichlich Vorlagen für knallharte Kritik liefert, für Kritik, welche so manchem wohl zur Wut gereicht. Dass brisante Themen, radikale Ansichten und sehr viel Zorn auf all jene sozialen und politische Probleme, die sich in vier Jahren trumpscher Präsidentschaft deutlich verschlechtert haben, mit derben Klängen besser artikuliert werden können, ist aus Sicht War on Womens unabdingbar.
„White Lies“ prangert den offensichtlichen Rassismus in den USA an, „This stolen Land“ hadert aufs Schärfste mit der Frechheit, das Land, welches den amerikanischen Ureinwohnern abgegaunert wurde, anderen Menschen zu verwehren. Für War on Women ist jenes Land, welches Woody Guthry in seinem Lied „This Land Is Your Land“ allen Amerikanern zusprach, schon lange kein Land mehr für alle. Es scheint, dass die USA für so manchen wohl eher sein Land als das Land vieler ist.
Wenn man mit den oft kompromisslosen, ja oft sogar anarchistischen Ansichten und Forderungen War on Womens nicht immer konform gehen muss, diese nicht mal unbedingt goutieren muss, so muss man die musikalische Kraft gepaart mit Variantenreichtum der Band sehr schätzen. Und das vom tobenden und sehr kurzen Hardcorekracher „In Your Path“ bis hin zum ausufernden Alternativerockopus „Demon“. (Foto: Julia Schwendner)
„Wonderful Hell“ von War on Women hat elf Songs und eine Laufzeit von 41:45 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Bridge 9 Records und ist im Vertrieb von Soulfood.
Anspieltipps: Milk and Blood, Big Words, Demon