Wenn man den Medien Glauben schenken darf, dann sind die Nova Twins im Jahre 2022 der absolut heißeste Scheiß der britischen Musikszene. Gitarristin und Sängerin Amy Love sowie Bassistin Georgia South verbreiten nämlich ganz schön deftige Girl-Power. Allerdings nicht jene der gecasteten Art zur Eroberung des Pophimmels, sondern jene der lauten Art. Jener lauten Art, die mit schwermetallischen Gitarrenriffs ihren Rap wüst aufbrezelt. Das hört man auch verdammt deutlich auf ihrem zweiten Studioalbum „Supernova“, welches zwei Jahre nach dem Debüt „Who are the Girls?“ erscheint.
Irgendwie befinden sich Love und South mit ihrem genreübergreifenden kunterbunt-bösem Krawall auf den Spuren von Rage Against The Machine, Cypress Hill, Beastie Boys, Missy Elliott oder Skunk Anansie. Das wuchtige Schlagzeug, vom Studiomusiker bedient, welcher auch in Konzerten zum Einsatz kommt, darf man dabei keinesfalls vergessen! Nova Twins verquicken Rap, Rock, Metal, Alternative, Grunge, Nu Metal. Und lassen freundlicherweise ihre Finger ganz weit weg von dem im aktuellen Rap ach so beliebten Autotune und den profanen Standardbeats aus der der digitalen Konservendose.
Es gibt aufs Maul
So wie die Musik ganz oft aufs Maul gibt, so geben die Texte ganz oft aufs Maul. Love singt von Sex & Crime, davon, dass Frauen rein gar nicht das schwache Geschlecht sind. In „Puzzle“ dreht sie die Großmannssucht vieler vermeintlicher Gangsterrapper einfach um: Die Schlampe, die gut für einen Blowjob ist, ist die Schlampe Mann. Und der Freund hat nun wirklich überhaupt nichts zu lachen, wenn man Loves Worte in „K.M.B.“ (für „kill my boyfriend“) für bare Münze nimmt.
Wenn die Spice Girls für die Girl-Power der 90er Jahre standen – oder laut der Marketingprofis hinter der gecasteten Truppe dafür stehen sollten – , so stehen Nova Twins für die Girl-Power der 2020er Jahre. Allerdings nicht für die vermarktbare Girl-Power, die durch Merchandising glänzt, sondern für die echte, die sich von innerer Stärke heraus offenbart. Und die all die Nörgler, Machos oder Besserwisser brutal in deren Schranken weist. Oder ihnen eine Ohrfeige verpasst. Oder ihnen in den Arsch tritt. Macht mehr dieses Krawalls, Nova Twins! (Foto: Corinne Cumming)
„Supernova“ von den Nova Twins hat mit elf Songs (darunter ein knapp einminütiges Intro) eine Laufzeit von 30:54 Minuten. Das Album ist erschienen auf dem Label Marshall Records und im Vetrieb von Indigo.
Anspieltipps: Cleopatra, Fire & Ice, Puzzles
www.facebook.com/NovaTwinsMusic
Nova Twins live 2022 in Deutschland
14.08. – Köln, Blue Shell
15.08. – Hamburg, Hafenklang
16.08. – Berlin, Cassiopeia
05.11. – Mainz, Kulturclub schön schön