Mit ihrem Debütalbum haben die New Pagans alles richtig gemacht: Auf „The Seed, The Vessel, The Roots And All“ befand sich sehr gute Musik irgendwo im Dunstkreis von Indierock und Alternativepop. Die Kritiker waren ebenso zufrieden bis begeistert, wie die Hörer es waren. Nun schickt die Band aus dem nordirischen Belfast einen Nachfolger ins Rennen. Und es stellt sich die Frage, ob „Making Circles of Our own“ das hohe Level halten kann, ob die Platte womöglich besser ist oder doch einen qualitativen Rückschritt bedeutet.
Eins vorweg: Ein Rückschritt haben New Pagans mit dem zweiten Album nicht gemacht, „Making Circles of Our own“ ist sicherlich nicht schlechter als der Vorgänger. Allerdings ist diese Platte etwas anders. Denn die vielen Grate, Ecken und Kanten, welche die Songs von „The Seed, The Vessel, The Roots And All“ noch prägten, die sind im neuen Songmaterial vielfach abgeschliffen worden. Aus dem vormals leicht poppigen Indierock ist jetzt leicht rockiger Indiepop geworden.
Viel Melodie und kurze Rockausflüge
Die Eröffnungsnummer „Better People“ macht deutlich, welchen musikalischen Weg New Pagans mit ihrem zweiten Album gehen: gut antreibendes Schlagzeug, munter drauflos spielende Gitarren mit viel Melodie sowie ab und an kurzen rockigen Ausflügen. Das klingt wirklich sehr nach Indiepoprock, ist vor allem auch sehr, sehr ordentlich und fett produziert. Etwas verwegener dagegen „Find Fault“, das mit nicht alltäglichen Schlenkern der Saitenfraktion Unerwartetes im Indiepoprockuniversum aufzeigt.
Wer die Klänge der New Pagans erwartet, die er vom Debütalbum kennt – jene der etwas exotischeren Art: Die bekommt er mit „There we are John“ und „Karin was not a Rebel“ serviert. Passend dabei ist, dass die ungewöhnlicheren Kompositionen zum Tragen kommen, wenn es textlich um ungewöhnlichere Personen geht: Sowohl der durch den Künstler, Filmemacher und Aktivisten Derek Jarman inspirierte Titel als auch der von der Künstlerin Karin Bergöö Larsson handelnde Song warten mit so einigen Gimmicks aus der Alternativ- und Indierockecke auf. Und das klings dann schon mal etwas schräger.
Beeindruckender Gesang
Über allem erhaben – ob Indiepop, Alternativerock oder vom Postpunk beeinflusster melodischer Indierock – thront der beeindruckende Gesang von Lyndsey McDougall. Ihre Stimme kommt mit einfachen Poprhythmen ebenso zurecht wie mit leicht schrägen Alternativklängen. Auch wenn auf „Making Circles of Our own“ mehr Pop Einzug im Musikwerk der New Pagans hielt: Dem nordirischen Quintett ist einmal mehr eine durchaus hörenswerte Platte gelungen, die auch nach vielen Playerrotationen kaum Abnutzungserscheinungen aufweist. (Foto oben: Billy Woods, unten: Aaron Cunningham)
„Making Circles of Our own“ von New Pagans hat mit 10 Songs eine Laufzeit von 39:36 Minuten. Das Album ist erschienen auf dem Label Big Scary Monsters und ist im Vertrieb von The Orchard.
Anspieltipps: Find Fault, There we are John, Karin was not a Rebel, Comparable Reflections